Im Rahmen der unerträglichen Kriegsvorbereitung ganz Deutschlands diskutiert die deutsche Politik die Wiedereinführung der Wehrpflicht. In diese Diskussionen hat sich am 13. Oktober auch die Deutsche Bischofskonferenz eingemischt. Mit ihrem vierseitigen Schreiben1 folgen die deutschen römisch-katholischen Bischöfe dem unseligen Kurs, sich auf die Seite der Macht zu stellen. Sie folgen der Propagandaformel der deutschen Regierung, Russland habe (schon) 2014 einen «völkerrechtswidrigen Angriffskrieg […] auf die Ukraine» begonnen und die «Situation» habe sich mit «der Vollinvasion 2022 […] noch einmal dramatisch verschärft». Sie folgen auch der deutschen Bedrohungshysterie und dem damit verbundenen Aufrüstungswahn. So heisst es im Schreiben der Bischöfe «Die realistischen[!?] Bedrohungsszenarien erfordern politische und militärische Antworten auf verschiedenen Ebenen. Dazu gehört die Gewährleistung einer angemessenen Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit.» Sie schliessen sich auch der kriegstreibenden Behauptung an, Deutschland benötige dringend mehr Soldaten.
Der Operationsplan Deutschland …
Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Beispiel unter leider sehr vielen deutschen «Institutionen», die sich an den «Operationsplan Deutschland»2, kurz OPLAN DEU, angepasst haben. In einem Faltblatt der Bundeswehr heisst es, ausgehend vom Feindbild Russland: «Deutschland und seine Bevölkerung müssen wehrhafter und resilienter werden, um gegen Bedrohungen und Aggressoren gewappnet zu sein. Diese Herausforderungen können nicht rein militärisch, sie müssen gesamtstaatlich und gesamtgesellschaftlich gemeistert werden. ‹Deutschland. Gemeinsam. Verteidigen.› ist das Ziel und der Massstab. […] Mit diesem Ziel entwickeln Expertinnen und Experten aus allen Bereichen der Bundeswehr in einer gemeinsamen Planungsgruppe aus Bund, Ländern und Kommunen, den sogenannten Blaulichtorganisationen und der Wirtschaft, den militärischen Anteil einer gesamtstaatlichen Verteidigungsplanung, den Operationsplan Deutschland (OPLAN DEU).» Eine spezielle Seite des Faltblatts hat die Überschrift «Aufgaben zivil-militärischer Zusammenarbeit». Dort ist zu lesen: «Die maximale zivile Unterstützung ist beim OPLAN DEU ein entscheidender Faktor.» Die Bundeswehr sei «im Krisen- und Verteidigungsfall […] auf zivilgesellschaftliche und zivilgewerbliche Hilfe angewiesen».
… und die Militarisierung
des zivilen Lebens
Was das konkret bedeutet, zeigte ein Artikel der «Berliner Zeitung» vom 4. Oktober.3 Titel und Untertitel sind aussagekräftig: «So werden Berliner Kliniken auf Krieg gegen Russland vorbereitet. Der ‹Rahmenplan Zivile Verteidigung› sieht unter anderem Triage zugunsten des Militärs vor. Ärzte warnen: ‹Die Zivilbevölkerung kommt ganz zum Schluss.›» Dies wird gut belegt. Der Zeitung liegt der Berliner «Rahmenplan Zivile Verteidigung» vor, und sie berichtet: «Im Ernstfall müssten Kapazitäten für Verwundete geschaffen werden. Dafür sieht der ‹Rahmenplan Zivile Verteidigung Krankenhäuser Berlin› vor, dass bereits aufgenommene Patienten ‹nach Möglichkeit entlassen bzw. in eine Klinik oder Station mit niederer Versorgungsstufe verlegt werden›.» Das Fazit einer Ärztin: «Der ‹Rahmenplan Zivile Verteidigung Krankenhäuser Berlin› ergebe sich logisch aus der ‹Neuausrichtung der deutschen Politik von der Kriegsverhütung zur Kriegsertüchtigung›.» Und der Artikel endet mit der Mahnung dieser Ärztin: «Prävention bedeutet nicht, sich auf den Krieg vorzubereiten, Prävention bedeutet, Krieg zu verhindern.»
Drohnenhysterie und
Kriegsbereitschaft …
Dass dem OPLAN DEU und der Kriegsertüchtigung der Deutschen kein realistisches Bedrohungsszenario zu Grunde liegt, zeigt ein weiterer Artikel der «Berliner Zeitung» vom 6. Oktober.4 Der Artikel legt dar, warum die aktuelle Drohnenhysterie – gegen die Tatsachen – bewusst geschürt wird. Es gehe darum, Kriegsbereitschaft zu erzeugen. Der Artikel gibt am Ende ein Zitat wieder, das Hermann Göring zugeschrieben wird und das der Gerichtspsychologe Gustave M. Gilbert in seinem «Nürnberger Tagebuch» festgehalten hat.5
«Natürlich, das einfache Volk will keinen Krieg; weder in Russland noch in England noch in Amerika und ebensowenig in Deutschland. Das ist klar. Aber schliesslich sind es die Führer eines Landes, die die Politik bestimmen, und es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, ob es sich nun um eine Demokratie, eine faschistische Diktatur, um ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur handelt. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land.»
… aber auch das menschliche Gewissen
Allerdings übergehen die heutigen deutschen Kriegsertüchtiger und überging auch Hermann Göring – auf Grund eines falschen Menschenbildes –, dass der Mensch zu einem Gewissen befähigt und ihm der Mitmensch nicht gleichgültig ist. Martin Niemöller, evangelischer Theologe, Pfarrer und im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, hat dazu vor 60 Jahren, am 16. Oktober 1965, bei der Bundesdelegiertenversammlung der Internationale der Kriegsdienstgegner bleibend Wichtiges formuliert:6
«Der Mensch, der sich sein Gewissen, das eigene Gewissen, wegnehmen, stehlen und rauben lässt, hört auf, Mensch zu sein, wird zur Beute der Unmenschlichkeit; denn mit dem Gewissen verlieren wir das, was uns zu Menschen macht. Der gewissenlose Mensch kann nur noch Unmensch sein; denn er ist nicht mehr er selber, sondern nur noch Werkzeug anderer Mächte, denen er gehört und gehorcht. Das mögen seine eigenen Träume und Leidenschaften, das mag ein fremder Plan und Wille sein; jedenfalls ist er nicht mehr er selbst, sondern etwas anderes, nicht mehr Mensch, sondern ein Etwas, ein Nichts. Der Staat aber, der aus seinen Bürgern solche Nichtse, solche Werkzeuge macht, gräbt sein eigenes Grab; denn wovon soll er leben, wer wird ihn am Leben halten, wenn seine Bürger nichts anderes mehr sind als – vielleicht sehr gut funktionierende – Roboter, die kein Gewissen beunruhigt, bewegt und bestimmt.»
Und er fügte hinzu:
«Der Krieg ist Wahnsinn. Aber Wahnsinn ist es auch, so zu tun, als könne man sich darauf vorbereiten; darauf Geld, Zeit und Kraft zu verschwenden, kann gar keine andere Wirkung haben, als dass die Menschen unseres Volkes sich an den Gedanken gewöhnen, dass der Krieg doch eines Tages kommt. […] Wer darf eigentlich dazu schweigen; wer, der ein Gewissen hat, muss nicht vor solchem Betrug und Selbstbetrug warnen und die sogenannten Notstandsgesetze, die den Krieg und Untergang psychologisch vorbereiten, nicht nur ablehnen und als das hinstellen, was sie sind, sondern immer aufs neue und immer wieder das Gewissen aufrufen! Wir sind es einander, wir sind es unseren Mitmenschen, wir sind es der Menschheit und wir sind es auch und gerade unserem Staat schuldig zu bekennen: Auf diese Weise werden nur Angst und Hass geweckt und gefördert, vielleicht sogar der Krieg, aber sicherlich nicht der Friede, ohne den wir nicht leben können.» •
1 https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2025/2025-167a-Erklaerung-zur-Debatte-um-den-Wehrdienst-Wortlaut.pdf vom 13.10.2025
2 Anfang 2025 veröffentlichte das Bundesverteidigungsministerium ein Faltblatt zum «Operationsplan Deutschland»: https://www.bundeswehr.de/resource/blob/5920008/5eb62255741addec3f38d49a443d0282/booklet-operationsplan-deutschland-data.pdf; vgl. auch den kurzen Überblick bei: https://de.wikipedia.org/wiki/Operationsplan_Deutschland. Ansonsten wird der wohl mehrere 100 Seiten umfassende Plan geheimgehalten.
3 https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/exklusives-dokument-so-werden-berliner-kliniken-auf-krieg-vorbereitet-li.2360385 vom 4.10.2025
4 https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/ueberall-drohnen-alarm-soll-so-die-deutsche-kriegstuechtigkeit-vorangetrieben-werden-li.2360711 vom 6.10.2025. Dass die deutsche Drohnenhysterie zielstrebig geschürt wird, bestätigte der ehemalige Vize-Admiral und Inspekteur der deutschen Marine Kay-Achim Schönbach während einer Podiumsdiskussion in Berlin am 10. Oktober (https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/holger-friedrich-zu-martin-sonneborn-und-co-im-berliner-babylon-gebt-den-ostdeutschen-den-friedensnobelpreis-li.2361597 vom 11.10.2025).
5 Ob Göring dies tatsächlich genauso gesagt hat, ist umstritten. Dies ändert aber nichts daran, dass es geboten ist, über die Göring zugeschriebenen Worte ganz ernsthaft nachzudenken.
6 «Gewissen vor Staatsräson». In: Perls, Joachim. Martin Niemöller. Gewissen vor Staatsräson. Ausgewählte Schriften, Wallstein Verlag, Göttingen 2016, S. 221ff.
km. Wie weitgehend das Koordinatensystem von Vernunft und Menschlichkeit in Deutschland schon zerstört ist, zeigt sich auch bei offiziellen und früher hoch angesehenen «Preisen» wie dem «Friedenspreis des Deutschen Buchhandels». Eigentlich sollte dieser jährlich bei einem Festakt anlässlich der Frankfurter Buchmesse vom Börsenverein des deutschen Buchhandels vergebene Preis an Persönlichkeiten verliehen werden, die sich um den Frieden verdient gemacht haben oder machen. Aber spätestens seit 2022 wird er an Personen vergeben, welche die Realität verzerren, in zum Teil rassistischer Manier das Feindbild Russland bedienen und Deutschlands «Kriegsertüchtigung» propagandistisch vorantreiben. Dies gilt auch für den diesjährigen Preisträger Karl Schlögel. Die Begründung für die Preisvergabe, die von einer Ukrainerin gehaltene Laudatio und insbesondere die «Dankesrede» des Preisträgers legen Zeugnis davon ab.
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