Leserbriefe

Unsere Neutralität darf nicht verlorengehen

Turkmenistan, Österreich, Serbien, Malta und viele andere Staaten sind neutral wie die Schweiz. Die schweizerische Neutralität wurde am Wiener Kongress 1815 völkerrechtlich festgeschrieben.
    Der Grundsatz des «stille Sitzens» hatte sich in der Schweiz seit der Zeit von Bruder Niklaus von Flüe bewährt, der sagte: «Mischt euch nicht in fremde Händel.» Als die Eidgenossenschaft im 15. Jahrhundert beinahe aus den Fugen geriet, vermittelte er mit seiner Friedensbotschaft das sogenannte Stanser Verkommnis. Diese erfolgreiche Innenpolitik wurde auch weiterhin von den Eidgenossen gepflegt. Aussenpolitisch galt diese Tradition seit der Niederlage von Marignano vor 510 Jahren.
    Die Schweiz ist ein souveräner Staat, der das Zusammenleben in Freiheit gewährleistet. Eine Besonderheit liegt in seinen vier Landessprachen und sechsundzwanzig Kantonen und seinem Föderalismus. Wir sind Kompromisse eingegangen und haben durch gegenseitige Zugeständnisse eine konstruktive Diplomatie geführt.
    Der ehemalige Diplomat Jean-Daniel Ruch hat in seinem kürzlich veröffentlichten Buch «Frieden und Gerechtigkeit» auf die drei Säulen Neutralitätsrecht, Neutralitätspolitik und Neutralitäts-Wahrnehmung hingewiesen. Er hätte wohl gerne eine Konferenz zwischen den Konfliktparteien USA, Russland und Ukraine vermittelt. Die Schweiz hat das früher in vielen Konflikten gemacht. Leider hat unser Bundesrat diese Chance im Frühjahr 2022 verspielt.
    Die Menschheit will Frieden und keine Kriege mehr. Darum dürfen wir unsere Neutralität nicht weiter verkümmern lassen. Deshalb verdient die Volksinitiative «Wahrung der schweizerischen Neutralität» unsere volle Unterstützung.

Georges Bösch, Sirnach TG

«To heal a world» – 160 Jahre Fotografien des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes

Anfang April hatte ich die Gelegenheit, einer Einladung des IKRK zur Ausstellung «To heal a world» in Olten zu folgen. Im Fotomuseum Olten begann der Anlass mit einem Vortrag von Andreas Notter. Er stellte als Head of Protection Operations seine Arbeit in verschiedenen Konfliktgebieten vor. Mich hat sehr beeindruckt, mit welchem Engagement er die Vermittlerrolle zwischen verfeindeten Parteien vorgestellt hat. In seinen Darstellungen verkörperte er die Grundlagen des IKRK: die Menschlichkeit, die Unparteilichkeit, die Neutralität und andere.
   Das Wissen darum, dass Kriegsgefangenen, verletzten Soldaten oder Rebellen, notleidenden Familien und anderen nur durch geduldige, mitmenschliche Arbeit geholfen werden kann, hat Herr Notter an vielen Beispielen aufgezeigt. Unbedingt notwendig für seine Arbeit und die Arbeit zahlloser weiterer Helfer ist, dass die Grundlagen des IKRK international anerkannt sind und bleiben. Um sich zwischen verfeindeten Parteien bewegen zu können und mit den Gesprächspartnern vertrauensvoll und klar in der Sache zu verhandeln, braucht es auch Verschwiegenheit. Sonst ist jeglicher Verhandlungsspielraum verwirkt. Mich hat sein Vortrag an das Buch von Werner Rings: «Advokaten des Feindes. Das Abenteuer der politischen Neutralität» denken lassen.
    Wenn ich über die vorschnelle Parteinahme von Schweizer Politikern lese, bin ich oft entsetzt, wie schnell sie urteilen, verurteilen, glauben zu wissen, was richtig ist und wer auf der richtigen Seite steht. So verwirkt die Schweizer Politik ihre beste Grundlage, nämlich die der Neutralität.
    Neben den Gesprächen und der Führung durch die Ausstellung war der Vortrag des aktiven IKRK-Mitarbeiters ein unvergessliches Erlebnis.

Margret Kleine, Zürich

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