Französische Soldaten und «Journalisten» betreiben den geheimen Krieg in Syrien

Französische Soldaten und «Journalisten» betreiben den geheimen Krieg in Syrien

Was hat die französische Einmischung in Damaskus mit dem Gripen-Kauf und der Verschrottung modernisierter Schweizer Schützenpanzer zu tun?

me. Wir hatten früher berichtet, dass ausländische Kontingente von Spezialtruppen die sogenannten «Aufständischen» bzw. die sogenannte «Freie Armee Syriens», welche auf Fotos in Adidas-Trainern und Turnschuhen posiert, verstärken, schulen, ausbilden und Funkverbindungen betreiben.

Aber auch schwere Waffen kommen aus Frankreich. Bei den Gefechten in Homs haben die Rebellen in den ersten drei Tagen verhindert, dass die syrische Armee in die Rebellenquartiere vorstossen konnte. Sie schossen mit Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ Milan alle Panzer und gepanzerten Fahrzeuge ab, die sich näherten, weshalb die Syrer die Gefechtspositionen der Rebellen mit Artillerie und Raketenwerfern ausschalten mussten, auch wenn sie so das Leben von Bewohnern riskierten.

Milan-Raketen für die Rebellen

Jede Milan-Gefechtsstellung an den Eintritts­achsen in das Quartier Baba Amr von Homs kostet rund 120 000 Franken (Raketenwerfer, Wärmebildzielgerät, Funk usw.), jeder Schuss bzw. jede Rakete kostet 15 000 Franken. Im Gefecht wurde mit Kadenzen von einem bis drei Schuss pro Minute gefeuert. Rechne: Am Geld fehlte es also nicht. Hergestellt wurde das Gerät durch die Firmen Nord-Aviation (Frankreich) und MBB (Deutschland). Die Lieferung an die sogenannte «Freie Syrische Armee» stammt laut «Réseau Voltaire» aus Beständen der Bundeswehr und der britischen Armee. Im April 2011 hatte schon Katar eingeräumt, Milan an die libyschen Aufständischen geliefert zu haben.

Französischer Geheimdienst-Oberst gefangen

Was die französischen Soldaten betrifft, so haben die Syrer einen für die Funkverbindung spezialisierten Oberst des französischen Auslandnachrichtendienstes DGSE gefangengenommen. Das Engagement des Elysée-Palastes ist also beträchtlich. Wie «Réseau Voltaire» aus sicherer Quelle erfahren hat, wurde ein weiterer französischer Agent am Montag, 27. Februar 2012, in Azouz (im Distrikt von Idlib, nahe der türkischen Grenze) durch die nationale syrische Armee festgenommen. Damit erhöht sich die Zahl der französischen Gefangenen auf 19 (neunzehn!).
Jetzt sind geheime Verhandlungen für deren Freilassung via die Russische Föderation, die Vereinigten Arabischen Emirate und das Sultanat von Oman im Gange. In Frankreich ist Wahlkampf. Die Sache muss entweder gegen grosse Lösegeldzahlungen von Frankreich an Syrien unter dem Deckel gehalten werden, oder dann muss Sarkozy und sein Aussenminister Juppé seinen Landsleuten mehr erklären, als nur das Baby der langbeinigen Präsidentengattin in die Kameras zu halten.
Die Franzosen, bekannt für faule Tricks der gröberen Art, hatten 1986 in Neuseeland die Yacht von Greenpeace («Rainbow-Warrior») versenkt. Zwei französische Geheimdienstleute wurden von den Neuseeländern erst freigelassen, als Paris ein paar Millionen an Greenpeace und den neuseeländischen Staat bezahlt hatte und den französischen Markt für den Import von neuseeländischem Schaffleisch öffnete. Dies setzt den französischen Schafzüchtern bis heute zu. Diesmal, mit 19 gefangenen Agenten, dürfte der Deal etwas teurer werden. Vielleicht wird Frau Assad demnächst Gotti von Nicolas Baby. Oder so etwas. Wundern darf man sich dann nicht.

Rebellen von Baba Amr geben auf

Zeitlich nach dem Veto gegen die Syrien­resolution im UN-Sicherheitsrat, gewann die syrische Armee die Oberhand. Alsbald flohen die noch nicht gefangenen 35 westlichen Militärberater und Journalisten aus dem «islamischen Emirat Baba Amr». Ebenso verloren die rund 2000 Kämpfer in Homs jede Hoffnung auf die Verwirklichung der schönen Versprechen, die sie von westlicher Seite erhalten hatten. Am 29. Februar 2012 gaben mehrere hundert Kämpfer das kleine Gebiet, das sie beherrscht hatten, von weniger als 50 Fussballfeldern Grösse (nach Fifa-Norm), auf. Sie liessen unter anderem Artilleriegeschütze und Panzerabwehrraketen vom Typ AT-13/9K115 Metis zurück. Wie dieses ältere russische Fabrikat, das in der Region ziemlich geläufig ist, dorthin kam, ist im Moment noch offen.

Frankreich schleust seine in Syrien verbliebenen Agenten zurück

Jedenfalls flohen die französischen «Militärberater» in Richtung Libanon. Natürlich ganz «zufällig» hielt sich in dieser Zeit der französische Botschafter in Beirut, Denis Pietton, mit einem Konvoi, offiziell in der Grenz­region Baalbeck im Osten Libanons auf. Er reiste mit einer Sicherheitsequipe der Botschaft in den Norden von Bekaa, an die Grenze zur syrischen Provinz Homs.
Auf der syrischen Seite der Grenze betreuen französische Offiziere und Experten der militärischen Nachrichtendienste – einige getarnt durch Journalistenstatus – die Kämpfer der freien «syrischen» Armee. Sie alle sind illegal nach Syrien eingedrungen.
Der Botschafter und seine Mitfahrer nahmen an einem irregulären Grenzübergang die französischen Geheimdienstagenten in Empfang. Sie hatten im «islamischen Emirat von Baba Amr» in Homs versucht, Kenntnisse über den Kampf im überbauten Gebiet an die Rebellen zu vermitteln, und waren von der Flucht ziemlich gezeichnet und hungrig. Auf Grund der Wiener Konvention dürfen diplomatische Fahrzeuge nicht durchsucht werden. Deshalb konnte der Konvoi die französischen Agenten in die französische Botschaft zurückbringen, ohne dass die libanesische ­Polizei hätte eingreifen dürfen.
Zuvor hatte sich der französische Botschafter mit der Arroganz der früheren Kolonial- bzw. Mandatsmacht öffentlich in innerlibanesische Angelegenheiten eingemischt, indem er am 23. Februar gegenüber dem «Daily Star» erklärte: «Libanon sollte sich aus den Unruhen in Syrien raushalten.»

Quellen:
www.voltairenet.org/La-France-exfiltre-ses-agents
www.voltairenet.org/Des-rebelles-de-Baba-Amr
www.voltairenet.org/Un-19eme-agent-francais-arrete-en
www.voltairenet.org/La-France-ouvre-des-negociations

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me. Diese Chuzpe muss man haben. Selber mit Agenten und hohen Offizieren in ­Syrien einen synthetischen Bürgerkrieg anzetteln, sie dann unter Missbrauch diplomatischer Konventionen exfiltrieren (wie es im Jargon heisst), aber gleichzeitig den Libanesen sagen, was sie zu tun haben.

Warum tust du das, Frankreich?

Ist Frankreichs Rolle nicht seltsam, nicht erklärungsbedürftig? In dem geheimen Krieg gegen Syrien sind Paris und seine Alliierten verantwortlich für den Tod von mindestens 3000 syrischen Soldaten und 1500 Zivilisten, die wirtschaftlichen Verluste und Sabotage gegen Pipelines usw. noch nicht einbezogen. Warum und mit welchen Interessen oder Intentionen ist unser Nachbarland an vorderster Front in Syrien? Warum wird ein von den Rebellen ausgerufenes «islamisches Emirat von Baba Amr» unterstützt? Eben haben doch noch die Navy Seals in Abottabat den bösen bin Laden geholt und vom Flugzeugträger aus im Meer versenkt. Ist denn al-Kaida plötzlich vom «BöFei» (Bösen Feind) zum Goodguy bzw. zum «bon garçon» mutiert? Oder ist das Emirat einfach ein Zugeständnis an den Sponsor, die Saudis und Kataris (denn zum Kriegführen hat Frankreich eigentlich kein Geld)? Schon der Krieg gegen Libyen wurde in Paris (mit London) aufgegleist und französische Piloten begannen mit der Bombardierung.
Um die Zivilbevölkerung geht es nicht. Weder in Syrien noch in Libyen. Das ist leider nur der «spin». Das seifige Uno-Konzept «Responsibility to protect» ist ein Vorwand, damit der Westen sich besser einmischen kann. Das Muster ist klar: Man gibt den Rebellen französische Milan-Raketen; als deretwegen die syrischen Panzer nicht vorrücken konnten, wurden die Milan-Stützpunkte in Homs mit Artillerie ausgeschaltet. Zivile Opfer konnten nicht ausgeschlossen werden. Dies war der Anlass, im Sicherheitsrat eine Resoulution zu verlangen, die schliess­lich wie in Libyen ein Eingreifen von aussen «zum Schutz der Zivilbevölkerung» hätte ermöglichen sollen. Die Sache ist nicht so kompliziert, eigentlich sogar durchsichtig. Man zwingt die Syrer in eine Situation, wo sie den Kampf im überbauten Gebiet führen müssen, und an der Zivilbevölkerung, die unweigerlich Opfer zu beklagen hat, hängt man den Vorwand zum Eingriff auf.
Aber Moment, Denkpause bitte: Warum ist denn nur die Zivilbevölkerung in Benghasi und Homs so eine Resolution wert? Warum sind die Afghanen, Iraker und Kurden, Palästinenser, die von Israel zerbombten Wohnquartiere in Beirut 2006 oder in Grosny so einen Einsatz nicht wert? Entweder ist der Westen rassistisch und gewisse Völker zählen nichts, oder es geht um Doppelmoral. Oder um beides. Bei der Wahl zwischen solchen pervertierten «Westlichen Werten» oder der klassischen «Souveränität» fällt dem Indianer die Wahl leicht. (Für ausländische Leser: Der ehemalige deutsche Finanzminsiter Steinbrück hat die Schweizer als Indianer bezeichnet, gegen die er die 6. Kavallerie von Fort Yuma ausreiten lassen wollte. Er hat damit sowohl seine transatlantische Anbindung als auch seine Gesinnung gezeigt und nebenbei dazu beigetragen, dass sich in der Schweizer Bevölkerung die Reihen geschlossen haben).
Aber zurück zu den Franzosen: Wir werden vielleicht hören, wie teuer der Agentenaustausch diesmal kommt, aber in unserem Land haben wir auch seltsame Spuren, die nach Frankreich weisen. Als unsere Landesregierung neulich beschloss, schwedische Gripen-Kampfflugzeuge statt französische Raffalle zu kaufen, hob ein von gewissen Medien begleitetes Getöse an, es wurden anonyme Briefe mit peinlichstem Inhalt verbreitet, die französisch riechen und unsubstantiierte Korruptionsvorwürfe gegen die Beschaffungsbehörde erhoben. Schon als die Schweiz in den 80er Jahren auf den Kauf eines französischen Kampfflugzeuges verzichtete und statt dessen später die Tiger kaufte, die jetzt durch die Gripen ersetzt werden sollen, haben sich die Franzosen als üble, wadenbeissige Verlierer gezeigt. Noch heute ist dies der damaligen Beschaffungsequipe auf schweizerischer Seite in schlechter Erinnerung. Wir sollten uns vorsehen. Unser Nachbarland führt völkerrechtswidrig Krieg. Wann sind wir dran? CDs mit Bankdaten werden ja schon gestohlen, und Erpressungen sind auch zu vermelden. Soll sich in fünfzig Jahren wieder eine Historikerkommission wundern, warum bei uns niemand die Zeichen der Zeit gedeutet hat? Unfähigkeit oder 5. Kolonne? So oder so, man muss Konsequenzen ziehen.
Statt unsere vor kurzem modernisierten Schützenpanzer zu verschrotten, müssen wir von uns und denen in Bern (auch von Bundesrat Maurer) mehr Rückgrat und Vorausdenken verlangen. Fangen wir an?    •

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