Trump und der Einfluss neokonservativer Kriegstreiber

Wird Europa fähig sein, ein eigenes unabhängiges System zu errichten?

von André Archimbaud, Strategieberater, Frankreich

Trumps Allianz mit den Neokonservativen (einer Art von «Neotrotzkisten», die seit etwa fünfzig Jahren die politischen, medialen, technologischen und bürokratischen Ebenen des «Deep State», das Gehirn des amerikanischen Reiches, kontrollieren) hat sich scheinbar ausgezahlt. Die letzte Anhörung von Staatsanwalt Mueller vor dem Repräsentantenhaus war ein Rohrkrepierer für seine [Trumps] Gegner.
Die mächtige Zerstörungsmaschinerie, die 2016 von eben diesen Neokonservativen gegen ihn in Gang gesetzt wurde, hat Trump – scheinbar gegen seinen Willen – allmählich in der internationalen Politik wieder auf Linie gebracht. Bill Clinton musste in Serbien Krieg «machen», George W. Bush im Irak, Barack Obama in Libyen. Donald Trump, von Falken eingekreist, konnte nicht verhindern, dass diese eine Vielzahl von Zeitbomben in Venezuela, in Iran und in der Ostsee bereitlegten.
Die Neokonservativen stützen ihn, so wie das Seil den Gehängten stützt – Loyalität vortäuschend für seine Slogans «Make America great again» und «America first». Denn für sie sind die anderen Mächte nichts als Tumore, die man aushungern muss, bevor sie metastasieren und die neue Ordnung des Jahrhunderts stürzen. Daher der Krieg des 21. Jahrhunderts um die weltweite Kontrolle der Energie und der (Cyber-)Hochtechnologien.
In diesem Zusammenhang organisieren sich Russen, Inder und Chinesen bereits, um gemeinsam ein unabhängiges (finanzielles, monetäres, rechtliches, energetisches, technologisches) System zu errichten, das sie vor allen möglichen «extraterritorialen» Angriffen des Imperiums schützen soll. Währenddessen unterzieht sich Europa (dessen Einkommen dem der Vereinigten Staaten entspricht) wie eine Bananenrepublik den USA, übergibt ihnen den ganzen industriellen Familienschmuck und bezahlt dem amerikanischen Finanzministerium völlig übertriebene Geldbussen, die je nach momentanen geostrategischen Prioritäten erpresst werden. Kurz gesagt, anstatt als Motor in Eurasien zu wirken, knüpft es sein Schicksal an das des zukünftigen Atlantis.
Frankreich bedroht die GAFA [Google, Apple, Facebook, Amazon] durch die Besteuerung ihrer Einnahmen, anstatt gegen deren Orwellsche Machenschaften vorzugehen. Und Big Brother antwortet über Trump, der eine Besteuerung der französischen Weine vorschlägt, die, gemäss seinen Aussagen, minderwertiger seien als die kalifornischen Weine. Und das tut er aus gutem Grund: Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sind nicht mehr weit, und das kalifornische Votum ist enorm wichtig, vor allem, wenn es darum geht, die wenigen republikanischen Parlamentarier zu unterstützen, die in diesem der Globalisierung verschriebenen Bundesstaat noch vorhanden sind.
Jedenfalls hat Trump Aufwind: Die Mueller-Anhörung hat die Amerikaner daran erinnert, dass Mueller, dieser respektable Republikaner und «Held von Vietnam», seinen ehrenwerten Namen und seine Glaubwürdigkeit einem Kommando von Juristen, hauptsächlich ehemaligen Clinton-Anhängern, geliehen hatte, die selbst wiederum von ehemaligen Mitarbeitern der amerikanischen und angelsächsischen Geheimdienste unterstützt wurden. Und das verstärkte die Legitimität der neuen, von Justizminister Barr veranlassten Ermittlungen zum Machtmissbrauch derjenigen, die Trump stürzen wollten, und damit zur Ursache dieser gewalttätigen Destabilisierungskampagne. Die Demokraten spalten sich allmählich auf in die alte neokonservative Garde, die den Präsidenten nicht mehr wirklich absetzen will, und die jungen Revolutionäre, die besessen sind von der Bestrafung des «Vorrechts der Weissen» wie auch des Staates Israel. Die verbale Brutalität Trumps hat indes den Vorteil der Offenheit. Die USA haben keine Freunde, sondern «Verbündete», das heisst Vasallen. Während des Kalten Krieges hätten die Europäer noch glauben können, dass Allianz und Freundschaft gleichbedeutend sind. Wird Europa fähig sein, für sich ein eigenes unabhängiges System zu errichten?    •

Quelle: https://www.bvoltaire.fr/trump-veut-punir-le-vin-francais/?mc_cid=7b90c0b5d2&mc_eid=4edb9980d5 vom 28.7.2019

(Übersetzung Zeit-Fragen)

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