Es war der Ausverkauf der Nation

Es war der Ausverkauf der Nation

Russland

Zur Jahreswende wurde die neuerliche Verurteilung von Michail Chodorkowski, einst Vorsitzender des Ölkonzerns Yukos, von den westlichen Medien einstimmig verurteilt. Chodorkowski wurde als «Märtyrer» bezeichnet. Folgerichtig wurde diesem «Märtyrer» durch den Menschenrechtsbeauftragten der deutschen Bundesregierung, Markus Lönig (FDP), die Rainer-Hildebrandt-Medaille zuerkannt, die für den «gewaltfreien Einsatz für Menschenrechte» verliehen wird. Keine Rede von den Schattenseiten dieses «Märtyrers», seinen skrupellosen Aktionen und der Herkunft seines unermesslichen Reichtums – Chodorkowski war innerhalb kürzester Zeit der reichste Mann Russlands. Chodorkowski ist ein Emporkömmling des «Anarchokapitalismus» der Ära Boris Jelzin. Russland schien ganz in die Hände des organisierten Verbrechens gefallen zu sein. Erpressung, Bestechung, Mord und Raub waren an der Tagesordnung. Es war die Ära, die es skrupellosen Geschäftemachern möglich machte, praktisch über Nacht ein Milliardenvermögen zu ergaunern. Dieser Abschnitt der russischen Geschichte wurde erst durch die Politik der «Schocktherapie» ermöglicht, mit der Boris Jelzin den Empfehlungen westlicher, vor allem US-amerikanischer Berater, aber auch internationaler Organisationen und der Hochfinanz folgte, um in Russland quasi über Nacht eine Marktwirtschaft amerikanischen Stils aufzubauen. So gelangten die sogenannten Oligarchen zu ihrem unglaublichen Vermögen auf Kosten des russischen Staates und der Bevölkerung. Zum Dank dafür wurde die Wiederwahl Boris Jelzins im Jahr 1996 wesentlich durch sieben Oligarchen ermöglicht, zu denen unter anderem Boris ­Beresowski, Wladimir ­Potatin sowie Michail Chodorkowski gehörten. Es war die Zeit, in der staatliche Ölfirmen wie Yukos, Sibneft, Surgut Neftegas, Teile von Lukoil, der Nickelproduzent Norilsk Nikel und andere nahezu unkontrolliert verramscht (= zu Schnäppchenpreisen «privatisiert») wurden. Für Russland hatte das dramatische Folgen, der Staat geriet mehr und mehr in den Einfluss des organisierten Verbrechens.
Der britische Publizist David Pryce-Jones beschrieb diese Phase in seinem Buch «Der Untergang des sowjetischen Reiches» so: «In den letzten achtzehn Monaten ihres Bestehens wurde die Sowjet­union zu einem Paradies für wagemutige und skrupellose Geschäftemacher; ihr gesamtes Produktionsvermögen, alle ihre Ressourcen und Warenlager wurden geplündert. Wieder wurde eine riesige Beute neu verteilt. Es war der Ausverkauf einer Nation.»
Auch Chodorkowski nutzte seine politischen Verbindungen im In- und Ausland sofort und mit allen Konsequenzen. Wladimir Putin war es dann, der den Oligarchen konsequent Einhalt gebot. Er warnte vor weiteren Einmischungen und drohte mit rückwirkenden Untersuchungen über die Herkunft der Vermögen. Beresowski und Gussinski zogen die Konsequenz und verliessen Russ­land. Beresowskis Familie ging nach Israel, er nach Grossbritannien. Gussinski wurde israelischer Staatsbürger und baute in Israel ein Medienimperium auf. Chodorkowski blieb und wollte Putin die Stirn bieten. Er zeigte bei jeder Gelegenheit, dass er sich mit dem Westen verbunden fühlte. Als er die strategisch wichtigen Konzerne Yukos und Sibneft (gehörte dem Oligarchen Romas Abramowitsch) fusionieren und dann an ExxonMobile (Rockefeller) verkaufen wollte, reichte es Putin, nachdem er bei einem persönlichen Streit mit Chodorkowski von diesem verbal bedroht wurde. Putin liess die Akte Chodorkowski untersuchen und ihn selbst festnehmen. Die Chodorkowski angelasteten Straftaten wären auch im Westen strafbar. Dabei hatte Chordorkowski fest damit gerechnet, dass ihn sein unermesslicher Reichtum und seine Freunde im Westen wie Kissinger, Rockefeller, Rothschild und die Israel-Lobby in den USA vor jeder ­Verantwortung und Verfolgung schützen würden.     •

Quelle: interinfo, Folge 387 vom März 2011

Unsere Website verwendet Cookies, damit wir die Page fortlaufend verbessern und Ihnen ein optimiertes Besucher-Erlebnis ermöglichen können. Wenn Sie auf dieser Webseite weiterlesen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
 

Wenn Sie das Setzen von Cookies z.B. durch Google Analytics unterbinden möchten, können Sie dies mithilfe dieses Browser Add-Ons einrichten.

OK