«Am letzten Tag schmolzen Vorurteile, Hemmungen oder Ängste …»

«Am letzten Tag schmolzen Vorurteile, Hemmungen oder Ängste …»

Nidwaldner Primarschule - Neuenburger Collège

«Quand je suis arrivé, cela m’a fait bizarre, cette petite ville, mais après, je m’y suis habitué.» So lautet die Aussage Arthurs, der in unsere für ihn unbekannte Gemeinde reiste und sich rasch in der ungewohnten Umgebung zurechtfand. Dies nicht zuletzt dank einer Ennetmooser Mutter, die ihn sehr herzlich empfangen hat. Wieso reisen welsche Kinder mutig nach Ennetmoos und verbringen hier eine Woche in einer Gastfamilie? Französisch macht’s möglich, sich zu öffnen und fremde Menschen einander näherzubringen!
Die Fünft- und Sechstklässler leisten seit 1999 einen kleinen grossen Beitrag zur Verständigung zwischen zwei verschiedenen schweizerischen Kulturen, der welschen und der alemannischen. Die diesjährigen Schülerinnen und Schüler erlebten, dass die französische Sprache mit Sprechen zu tun hat, dass sie Herzen berühren und öffnen kann und somit eines der wichtigsten Schulfächer der Primarschule ist.
Seit Beginn des Jahres fand mit Briefen, Plakaten, Geschenken und Tonaufnahmen ein erster Kontakt statt mit einer Partnerklasse aus Neuchâtel. Wir beschlossen, eine gemeinsame Woche bei ihnen zu gestalten. Die Neuchâtelois zeigten ideenreich und mit viel Geduld den Ennetmoosern am ersten Tag ihre Stadt und ihr Umfeld. Bei einem gemeinsamen Lehrausgang forschten beide Klassen auf dem Schloss Valangin in vergangenen Zeiten. Mittels eines Fragebogens, teils in Deutsch, teils in Französisch, lernten die Kinder zu beobachten, Rätsel zu lösen, Gegenstände zu erkennen und ihre Funktion zu verstehen. Deutsch und Französisch verschmolzen zu einer Sprache. Gegenseitig erklärte man sich die Bedeutungen der Wörter und Sätze auf dem Fragebogen und rang um eine Antwort. Ich durfte mehrmals von welschen Schülern Komplimente entgegennehmen, dass die Ennetmooser bereits sehr gut Französisch sprechen und verstehen!
Am letzten Tag schmolzen bei vielen übrig gebliebene Vorurteile, Hemmungen oder Ängste. Wir von der Leitung planten Kommunikationsspiele vor dem Grillfest und der Party. Als die ersten Welschen bei uns im Lagerhaus eintrudelten, holten Grüppchen sie ab und unterhielten sich selbständig während zwei Stunden. Wieso Spiele, wenn die Kommunikation auch so klappt? Beim gemeinsamen Nachtessen entschlossen sich ein paar Ennetmooser spontan, zu Hause anzurufen, und baten die Eltern um Erlaubnis, einen welschen Kollegen oder eine Kollegin für eine Woche mitzubringen. So kam es, dass ein 13jähriges Kind über ihr erstes Erwachen in Ennetmoos schrieb: «C’était le premier jour d’école et je me réjouissais.» Auch ein paar Schüler aus meiner Klasse verbrachten eine weitere Woche bei einer Familie in Neuchâtel. Ihre Bezugspersonen und Lehrer waren voll des Lobes über diese netten Innerschweizer.
Ich möchte danken: Meinen Schülerinnen und Schülern, die mit ihrer Offenheit und dem Mut, in einer fremden Sprache zu kommunizieren, viele Sympathien geerntet haben; den Eltern, die kurzfristig ein Kind aus Neuchâtel bei sich aufgenommen und liebevoll betreut haben; meiner Lagerbegleiterin und meinen Lagerbegleitern; der ch Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit und Pro Patria für die Unterstützung der Woche in Neuchâtel.

Werner Järmann, Lehrer in Ennetmoos NW

Unsere Website verwendet Cookies, damit wir die Page fortlaufend verbessern und Ihnen ein optimiertes Besucher-Erlebnis ermöglichen können. Wenn Sie auf dieser Webseite weiterlesen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
 

Wenn Sie das Setzen von Cookies z.B. durch Google Analytics unterbinden möchten, können Sie dies mithilfe dieses Browser Add-Ons einrichten.

OK