«In der Schweiz ist eine andere Kultur immer nahe …»

von Dr. Sandra Maissen, Geschäftsführerin ch Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit

Die Mehrsprachigkeit und die kulturelle Vielfalt der Schweiz sind Teil unseres Selbstverständnisses und nicht nur ein Wesensmerkmal, sondern eine Stärke der Schweiz. Die Wahrung und Förderung dieses kulturellen und sprachlichen Reichtums sind eine Herausforderung, die von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren wahrgenommen werden muss.
Die ch Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit, eine Institution der 26 Kantone, widmet sich seit ihrer Gründung im Jahre 1967 der Pflege und Förderung des kulturpolitischen Brückenschlages zwischen den Sprachgemeinschaften unseres Landes. Neben der Förderung des föderalistischen Staatsgedankens und der Zusammenarbeit zwischen den Kantonen betreut sie unter anderem eine ganze Reihe von Austauschprogrammen, die Schülern und Schulklassen, Lernenden in der beruflichen Bildung und Lehrpersonen aller Stufen Begegnungen mit Austauschpartnern aus anderen Sprachregionen ermöglichen.
Pro Patria, als traditionsreiche gemeinnützige Institution, pflegt ihrerseits das vielfältige kulturelle Erbe der Schweiz und bindet alle vier Sprachkulturen ein. Mit der gezielten Thematisierung von kulturellen und sozialen Anliegen schafft sie Aktualität und appelliert an die Solidarität. Die Sammlungstätigkeiten im Rahmen von Pro Patria bieten die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler an die Idee der Gemeinnützigkeit und des Engagements für einen guten Zweck heranzuführen.
ch Stiftung und Pro Patria verbindet nicht nur das gemeinsame Anliegen, Jugendliche für Aktivitäten von gesellschaftlichem Nutzen zu motivieren, sondern auch eine langjährige und fruchtbare Zusammenarbeit im Bereich des Binnenaustausches. So konnte die ch Stiftung in den Jahren 2002–2010 dank der Unterstützung durch Pro Patria Austauschprojekte von rund 750 Klassen aus allen Landesgegenden fördern. Die diesjährigen Sammelaktionen unter dem Titel «Austausch» stehen ganz im Zeichen der Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften. Der Zeitpunkt für diese Akzentsetzung könnte nicht besser gewählt sein: die ch Stiftung intensiviert mit dem neuen Mandat des Bundes zur Umsetzung der Sprachenverordnung ihr Engagement im Bereich der Förderung des binnenstaatlichen Austauschs. Die Austauschmöglichkeiten werden um neue, attraktive Programmangebote erweitert, Institutionen und Austauschteilnehmende umfassend beraten, geschult und unterstützt. Ziel ist, die Zahl der Teilnehmenden an Austauschaktivitäten nachhaltig zu steigern.
In der Schweiz ist eine andere Kultur immer nah. Ein persönlicher Austausch trägt dazu bei, die Vielfalt von Sprachen und Kulturen in unserem Land kennen und – hoffentlich – schätzen zu lernen. Austausch fördert die Freude am Lernen der Fremdsprache durch persönliche Erfahrung, ermöglicht Jugendlichen, in anderen Regionen der Schweiz Neues zu erleben, und erweitert den kulturellen Horizont. Der Besuch einer Schule oder ein Ferienaufenthalt in einem anderen Landesteil bringen, ohne hohe Kosten zu verursachen, interessante Einblicke in andere Lebensgewohnheiten. Schülerinnen und Schüler lernen den Alltag in ihrer Gastregion kennen. Solche Erfahrungen tragen letztlich zur Verständigung und zum Zusammenhalt in unserem Land bei. Beides Ziele, welche für die beteiligten Institutionen Pro Patria und ch Stiftung zentral sind.
Ich danke Pro Patria für die ausgezeichnete Zusammenarbeit in der Vergangenheit und die Möglichkeit, bestehende Synergien zugunsten der Kohäsion auf überaus erfolgversprechende Weise weiterzuentwickeln.    •