Warum ist Tony Blair an der Seite des amerikanischen Präsidenten Bush in den Krieg gezogen?

von Hans-C. von Sponeck, ehem. Humanitärer Koordinator der Uno für den Irak

Warum ist Tony Blair an der Seite des amerikanischen Präsidenten Bush in den Krieg gezogen?
Eine Frage, die vielleicht für Psychologen und Poli­tikspekulanten oder ein paar neugierige Journalisten interessant sein mag. Für die Chilcott-Kommission in London ist die Antwort auf diese Frage von nicht mehr als Hintergrundsinteresse. Viel wichtiger für die Wahrheit und die Geschichtsbücher und vielleicht eines Tages für den Internationalen Strafgerichtshof ist die Tatsache, dass Tony Blair in eigener Entscheidung und gegen den Willen des britischen Volkes gehandelt hat.
In 13 Jahren des härtesten Wirtschafts- und Militärembargos, das je einem Land auferlegt wurde, war der Irak auch der durchleuchtetste Staat der Welt geworden. Von 1991 bis 1998 und erneut von 2002 bis zum Beginn der illegalen Invasion am 19. März 2003 hatten Uno-Abrüstungsspezialisten und das gegen alles internationale Recht mit eingesetzte Spionagepersonal den Irak wahrlich geröntgt, von irakisch Kurdistan bis Basra und von Kut bis Ramadi.
In Washington und in London kannte man bis in kleinste Einzelheiten jede Ecke des Landes und wusste damit genau, was hoch spezialisierte Uno-Waffenexperten bereits 1995 bekanntgaben: Der Irak war bis dahin, wenn nicht quantitativ, so doch qualitativ, abgerüstet worden. Seine Massenvernichtungswaffen als Gefahr für die Nachbarn oder die weitere Welt waren entfernt. Was an biologischen, chemischen und ballistischen Beständen noch nicht bis in das letzte Quantum registriert oder zerstört worden war, konnte, so die Experten, keine Gefahr mehr darstellen.
Es ist eine wahre Tragik und ein grosses Verschulden, dass diese Wahrheit von Dr. Blix und Dr. Baradei, den ehrenwürdigen Leitern der Uno-Abrüstungsbehörden in New York und Wien, im Sicherheitsrat am 5. Februar 2003 nicht vorgetragen wurden. Dies war der Tag, an dem Colin Powell, der amerikanische Aussenminister, im Uno-Sicherheitsrat die Unwahrheiten seiner Regierung über die Gefährlichkeit des Iraks darzustellen versuchte. Tony Blair und seine Regierung wussten genau, dass die Wirklichkeit eine andere war. Dadurch wurde Blairs Teilnahme an dem Krieg von 2003 zu einem bewussten Beitrag zur Zerstörung eines Landes und zu der so schwerwiegenden Verletzung der Charta der Vereinten Nationen.
Die sogenannte Irak-Befreiungsakte des amerikanischen Kongresses, am 31. Oktober 1998 von Präsident Clinton unterschrieben, war auch für Tony Blair richtungsweisend geworden. Er wollte die Welt von Saddam Hussein mit Mitteln befreien, die nur dann zulässig gewesen wären, wenn der Irak eine unmittelbare Lebensgefahr für die USA und Grossbritannien darstellen würde und so im Sinne der Selbstverteidigung hätte reagiert werden können.
Braucht es wirklich einen letzten Beweis für Blairs Eigenmächtigkeit? Die Weltöffentlichkeit kennt heute die Wahrheit, Tony Blair kannte diese vor dem Entscheid, in den Krieg zu ziehen. Er zog in den Krieg. Das ist und bleibt seine Schuld.     •

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