Die Wahl General Guisans durch die Romands

Die Wahl General Guisans durch die Romands

von Jean-Jacques Rapin

General Guisan wurde vor kurzem durch die Zuschauer des Westschweizer Fernsehens TSR zum Westschweizer des Jahrhunderts gewählt, vor Nicolas Hayek, der nicht wirklich Welschschweizer war, und vor einer Reihe weiterer berühmter Persönlichkeiten wie Claude Nicollier, Didier Cuche oder Bertrand Piccard (die nicht nur im 20. Jahrhundert leben).
Das ist eine unglaubliche, verblüffende Wahl, auf die niemand zu wetten gewagt hätte! Trotz der systematischen Verunglimpfung, der Beschmutzung unserer Geschichte und der kranken Unterstellungen in den letzten Jahren gibt es eine Art von Barriere im Gedächtnis eines Volkes. Sie erinnert uns im richtigen Augenblick daran, dass Menschen wie Guillaume Henri Dufour oder Henri Guisan historische Persönlichkeiten waren, die – ob wir es wollen oder nicht – zu unserem kollektiven Unbewusstsein gehören. Ihr Leben und ihr Vorbild – mit ihren Licht- und Schattenseiten – müssen in der Gemeinschaft erhalten bleiben und als solche den folgenden Generationen überliefert werden: sonst ist eine geistige Verödung zu befürchten. Dies zu ignorieren ist eine perverse Tat. Sie würde die Bande zerschneiden, die die Reihe der Generationen vereinigt. Diese Bande beruhen auf dem Vertrauen und der Hochachtung vor unseren Vorfahren. Durch einen solchen Schnitt nistete sich der gegenwärtige Virus der Selbstverunglimpfung, der Selbstzerfleischung und der Selbstverachtung ein.
Wenn ausserordentliche Umstände das Land in extreme Gefahr bringen, nimmt die Aufgabe des Steuermannes – in diesem Falle General Guisan – ebenfalls ausserordentliche Ausmasse an. Dies hatte die Bevölkerung von 1940 verstanden, und jene von 2011 hat es nicht vergessen. Man macht es sich zu einfach, ja es ist gemein und feige, die Gefahr nachträglich zu bagatellisieren oder sogar ganz zu verneinen. Im Gegenteil, der ausserordentliche Mut und der feste Wille des Mannes, der fähig war, den absoluten Widerstandsgeist zu verkörpern, ist zu würdigen.
Diese Haltung des Generals hat seine Epoche geprägt. Die Bevölkerung hat es wahrgenommen. Sie zeigte eine Verbundenheit zu ihm, die nachdenklich stimmt: Sein Bild hing in jeder einfachen Dorfbeiz, und in den meisten Familienbibliotheken stand ein Buch, das ihm gewidmet war.
Weiterhin zu glauben, dass General Guisan mit Hilfe der Vorsehung eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung unserer Unabhängigkeit gespielt hat, und so an die Tugenden des Widerstandsgeistes zu erinnern, ist keine Widersinnigkeit. Durch ihre Wahl haben die Romands Mut gegenüber dem Zeitgeist und Hochachtung vor unseren Vorfahren bewiesen.    •

Quelle: La Nation vom 30.12.2011
(Übersetzung Zeit-Fragen)

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