von Francis Gut
2010 veröffentlichte Stefan Risse im Münchner Finanz-Buch-Verlag «Die Inflation kommt». 2011 wurde das Werk bereits zum sechsten Mal aufgelegt – obgleich es die aktuellen Probleme mit der Lage Griechenlands und der Euro-Schwäche unberücksichtigt lassen musste. Zur Popularität des Buches trägt sicher bei, dass es gut lesbar ist und die wichtigsten Begriffe der Finanzwirtschaft einfach und direkt erklärt sind.
Der Aufbau des Buches erinnert uns im Detail an einzelne Ereignisse der letzten Jahre, nämlich an
• das Ende des Mythos «too big to fail»,
• die Pleite der amerikanischen Investment Bank Lehman Brothers,
• die Machenschaften am amerikanischen Immobilienmarkt durch die zu lasche Kreditgewährung und die Verwandlung der Hypotheken in Wertschriften,
• die Währungskrisen in Asien und Russland 1997/98,
• das Platzen der Dotcom-Blase von 2000/01 und den Börsenanstieg der Biotechnologieaktien (Mikrobiologie, Biochemie, Molekularbiologie, Genetik, Bioinformatik und Ingenieurwissenschaften). Kurz: Er führt uns zurück in historische Krisen des 20. Jahrhunderts.
Der Autor begrüsst es, dass die Politiker unserer Tage die Fehler der Krisen in den Vereinigten Staaten 1929 und in Japan 1990 nicht wiederholen. Ob aber die Politik des billigen Geldes zum Ziel führt, bleibe fraglich. Die Schulden jedoch müssten abgebaut werden, und am «sozialverträglichsten» sei der Schuldenabbau durch Inflation. Und in dieser Situation will er dem «Anleger» behilflich sein. Der Autor Stefan Risse ist Börsenjournalist bei ntv und arbeitet für eine englische Firma, die mit Kapitalanlagen handelt und unter anderem Derivatprodukte verkauft.
Damit ist auch die Stossrichtung seines Textes gegeben. Stefan Risse kritisiert zwar die Politik des billigen Geldes, er sieht und konstatiert, dass die Staaten riesige Schulden angehäuft haben, bleibt aber in seiner Darstellung in den Wirren unseres derzeitigen Wirtschaftens stecken und versucht darin dem Anleger behilflich zu sein, indem er ihm die Vor- und Nachteile der verschiedenen Kapitalanlagen erklärt. Die Verursacher der Krise und der riesigen Schuldenlasten zur Rechenschaft zu ziehen, ist keine Überlegung wert.
Grundsätzliche Fragen nach dem Sinn des Wirtschaftens oder welche Wirtschaftsform wir überhaupt wollen, wie der Bürger am Wirtschaftsleben mehr beteiligt werden kann, lässt er ausser acht, auch wenn er ethische Fragen berührt und neue, sinnvolle, Regeln einführen möchte.
Die hohen Verkaufsziffern des Buches zeigen, dass der Bürger ein grosses Interesse an wirtschaftlichen Fragen hat. Um so wichtiger wäre es für den Laien, gutverständliche und solid aufgebaute Bücher zu Wirtschaftsfragen kaufen zu können. •
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