Die Förderung des Mittelstandes entspricht der sozialen Marktwirtschaft und ist eine Alternative zu Sozialismus und Kapitalismus

Die Förderung des Mittelstandes entspricht der sozialen Marktwirtschaft und ist eine Alternative zu Sozialismus und Kapitalismus

von Prof. Dr. Eberhard Hamer

Die Idee der sozialen Marktwirtschaft als Antithese zur Verwaltungswirtschaft

Aus der Tradition von Marx, der Unternehmer generell als «Ausbeuter» und privaten Gewinn als «Raub» bzw. «Profit» verteufelte, bevorzugt jedes sozialistische System die zentrale Verwaltungswirtschaft, mit welcher die Funktionäre die Wirtschaft nach ihren Vorstellungen dirigieren, die Produktion zulassen, die sie für richtig halten, und den Konsumenten das zuteilen, was die Funktionäre ihnen zubilligen. In härtester Form wurde dies im Krieg durchgesetzt, alle Produk­tionskapazitäten wurden der Kriegsproduktion untergeordnet und den Konsumenten wurde durch Lebensmittelmarken eine Minimalversorgung mit Einheits-Konsumgütern zugemutet.
Nach dem Krieg und der Währungsreform sollte dann das Gegenmodell einer Marktwirtschaft die Lenkungsmacht der Funktionäre in der Wirtschaft beenden und den Wirtschaftsteilnehmern frei überlassen, was wer produzieren wollte, wieviel jeder leisten und verdienen und was jeder von seinem Verdienst konsumieren will. Der Sozialzwang dieses auf freien Einzelentscheidungen beruhenden marktwirtschaftlichen Systems resultiert aus dem Wettbewerb: Im Wettbewerb kann ein Unternehmen nur dann mehr Umsatz erzielen, wenn es besser oder billiger für die Konsumenten arbeitet als andere. Der Konsument entscheidet also letztlich über Produkte und Produktion. Allein um seinen Vorteil haben die Produzenten im Wettbewerb zu kämpfen.
Der Staat hat in einer Marktwirtschaft keine dirigistische Funktion mehr, sondern muss nur die Rahmenbedingungen setzen und garantieren. Dies sind vor allem: Chancengleichheit und Handlungsfreiheit. Der Wettbewerb ist nur gerecht, wenn er jedem gleiche Chancen gibt. Deshalb ist die Chancengleichheit in der Marktwirtschaft genauso grundsätzlich wie die Gleichheit vor dem Gesetz in einer Demokratie. Und Unternehmer wie auch Konsumenten müssen die Freiheit ihres Handelns und ihrer Auswahl behalten.
Inzwischen ist unstreitig, dass ebenso wie in der dezentralen Demokratie auch in einer dezentralen, durch den Wettbewerb organisierten Marktwirtschaft die grösste Handlungsfreiheit, die grösste individuelle Motivation aller Wirtschaftsteilnehmer und dadurch der grösstmögliche Wohlstand erreichbar sind. Das marktwirtschaftliche System ist allen zentralen Lenkungssystemen in Friedenszeiten überlegen. Ihm verdanken insbesondere wir Deutschen auch das «Wirtschaftswunder» der 50er und 60er Jahre sowie unseren heutigen Wohlstand.

Einschränkung unserer Marktwirtschaft durch öffentliche Wirtschaft

Die in Deutschland führende Privatisierungsforschung des Mittelstandsinstituts Nieder­sachsen hat nachgewiesen, dass die durch öffentliche Behörden oder Organisationen selbst ausgeführten Leistungsbereiche im Schnitt etwa ein Drittel teurer arbeiten, als sie durch private Unternehmer angeboten werden könnten. Privatisierung ist deshalb eine der wichtigsten öffentlichen Rationalisierungsmöglichkeiten.1
Die Privatisierungsforschung schränkt aber den Wohlfahrtsvorteil von Privatisierungen dort ein, wo es sich um Monopole handelt, weil private Monopole noch schädlicher sind als öffentliche. Das erfordert z. B. ein Privatisierungsverbot für Infrastruktur, Wasserversorgung, Münzwesen, Währung o. a.
Darüber hinaus sind in Deutschland aus sozialideologischen Gründen Bereiche in öffentlicher Hand geblieben, die anderswo privatmarktwirtschaftlich organisiert sind wie z. B. weite Teile des Gesundheitsbereichs, der Alterssicherung, der Sozialfürsorge o. ä., weil der öffentliche Sektor glaubt, es sei sozialer, diese Bereiche ohne Gewinnziel zu betreiben, auch wenn sie im Angebot sehr viel teurer sind, als sie durch Unternehmer angeboten werden könnten. Dass sie in Deutschland weiterhin in öffentlicher Form angeboten werden, ist nicht ökonomisch, sondern politisch bedingt.

Deformation unserer Marktwirtschaft durch Sozialismus

Schon Ludwig Erhard hat nicht den tödlichen Wettbewerb der Marktwirtschaft gewünscht, sondern sein Modell «soziale Marktwirtschaft» genannt, weil er zwar jedem die Chance zum Erfolg geben wollte, aber den Staat zugleich verpflichtet hielt, Menschen, die wirtschaftlich oder gesellschaftlich scheitern, aufzufangen. Dies gilt ebenso für Menschen, die ihre Arbeit verlieren, wie solche, die aus gesundheitlichen Gründen voller Arbeit nicht gewachsen sind oder solche, die als Unternehmer ins Unglück geraten. Eine solche soziale Mindestsicherung für alle Menschen ist inzwischen in Deutschland politisch unstreitig.
Darüber hinaus hat aber der Sozialismus der 68er Generation die Gleichheit der Menschen nicht nur als Gleichberechtigung in den Marktchancen aufgefasst, sondern behauptet, dass die Menschen auch gleiche Ansprüche auf gleiche Wohlfahrt hätten. Seitdem hat der dominierende Begriff der «sozialen Gerechtigkeit» nahezu alle Forderungen aller politischen Parteien bestimmt, wobei streitig blieb,
•    ob es sozial gerecht sei, wenn jeder den Ertrag seiner eigenen Mehrleistung selbst geniessen dürfe (Liberalismus),
•    oder ob den «Besserverdienden» nur dann und in dem Masse Einkommen oder Vermögen entzogen werden dürfe, wie es zur Linderung von Not anderer gebraucht werde (bürgerliche Parteien),
•    oder ob prinzipiell allen gleiches Einkommen und gleiches Vermögen und gleiche Lebensbedingungen durch Umverteilung geboten werden müsse (Sozialismus).
So wird es heute zur sozialen Korrektur als selbstverständlich angesehen, dass Menschen mit höherem Einkommen und höherem Vermögen mit höheren Steuern und Sozialabgaben belastet werden, um davon andere, die weniger oder gar nichts haben, mitzufinanzieren. Dies hat in den letzten 50 Jahren zu immer grösserer und immer hemmungsloserer Umverteilung zwischen den Bevölkerungsgruppen geführt: Nur 42% der 82 Millionen Einwohner in Deutschland sind erwerbstätig, aber 66,1% der Bevölkerung leben ganz oder teilweise aus öffentlichen Transferleistungen.2 Dabei sind die Sozialleistungen im Laufe der Zeit so gestiegen, dass sie die unteren Erwerbseinkommensgruppen erreichen, je nach Familienstand sogar übersteigen. Während nur 34% von Markt­einkommen leben, also unser Sozialprodukt erwirtschaften, leben 37,7% unserer Bevölkerung als Arbeitslose, Rentner oder öffentliche Diener ausschliesslich von staatlichen Leistungen (Transfereinkommen). Statt dass nach dem Modell Marktwirtschaft jeder aus eigener Kraft oder eigener Leistung leben sollte, lebt also die Mehrheit der Bevölkerung längst aus fremder Kraft und fremder Leistung, weil Nichtleistung aus angeblich «sozialer Gerechtigkeit» ebenso wie Leistung durch Umverteilung mit gleichem Lebensstandard ausgestattet werden soll. Die Mehrheit unserer Bevölkerung lebt also nicht mehr von eigener marktwirtschaftlicher Leistung, sondern lebt nach Sozialkriterien des Sozialstaats von dessen Überweisungen, also von den Leistungen der fleissigen Minderheit.
Ebenso lebt eine Minderheit überwiegend nicht mehr aus eigener Arbeitsleistung, sondern entweder aus Gewinnen von Kapitalanlagen oder Kapitalgeschäften bzw. aus Spitzeneinkommen in öffentlichen oder privaten Organisationen, die mit Eigenleistung nicht mehr viel zu tun haben, sondern von Finanzmärkten und -macht bestimmt sind.3 Schon vor 30 Jahren hat der Verfasser aus den amtlichen Statistiken herausgefiltert, dass die Oberschicht und ihre Konzerne mehr öffentliche Subventionen kassieren, als sie selbst an Steuern abführen.4
Zahler aller dieser Wohltaten nach oben und nach unten ist zu über 80% der fleissige Mittelstand, der mit seinen Steuern und Sozial­abgaben nicht nur die Transferleistungen an die Unterschicht, sondern auch die Subventionen an die Oberschicht zu leisten und den wachsenden Staatsapparat dazu allein zu finanzieren hat. Er hört zwar immer, «Leistung müsse sich wieder lohnen», erlebt aber täglich, dass sich seine Leistung weniger lohnt, dass ihm immer weniger netto übrig bleibt, dass der Wettbewerb durch die subventionierte Grosswirtschaft und ausländische Konkurrenz immer härter wird, die Gewinnspannen immer stärker sinken, aber die von der Mehrheit der Transferleistungsempfänger gelenkten Politiker immer neue Steuern, Sozialabgaben und gesetzliche Beschränkungen für den Mittelstand erfinden (Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer, «Reichensteuer» u. a.) und deshalb die Luft der Leistungsträger des Mittelstandes in unserer Bevölkerung immer dünner wird.
Zwar findet der für eine Marktwirtschaft vorausgesetzte funktionierende Wettbewerb nur noch in den mittelständischen Bereichen statt, in denen keine Grosskonzerne oder staatlichen Institutionen den Markt beherrschen; dieser funktionierende Wettbewerb hat aber auf etwa 50% unseres Sozialproduktes abgenommen. Wir sind also nur noch mit einem Teilbereich unserer – nur in der mittelständischen – Wirtschaft funktionierende Marktwirtschaft, dagegen in den Angebotsbereichen des Staates (über 34%) und der Konzerne (etwa 16%) längst vermachtet und in den Nachfragebereichen der Arbeitnehmer längst alimentierender Sozialstaat.
Die Marktwirtschaft ist also durch Sozialismus bei uns zu einer Restgrösse degeneriert. Und man kann sich immer nur wundern, dass diese Restgrösse mittelständischer Wirtschaft noch in der Lage ist, Deutschland in Europa und in der Welt vorne zu halten.

Deformation unserer Marktwirtschaft durch Kapitalismus

Unsere Wirtschaft hat sich zusätzlich zu einer Herrschaft des internationalen Kapitals entwickelt.
Zuerst hat die internationale Finanzindustrie die weltweite Kapitalverkehrsfreiheit verkündet und durchgesetzt, dann mit der Begründung internationaler Gleichbesteuerung alle Steuerfreiheiten des internationalen Kapitals durchgesetzt und schliesslich mit Hilfe ihres Kapitals
•    mehr als 80% der Dax-Firmen und unserer Grosswirtschaft aufgekauft und beherrscht,
•    durch ihre Hedge-Fonds Tausende unserer Firmen aufgekauft, z. T. zerschlagen, z. T. die mit Schulden belasteten Teile wieder abgestossen,
•    mit unsoliden Finanzprodukten unsere Banken und unsere Finanzwirtschaft unterwandert und zerstört,
•    die Marktkonditionen und unseren Kapitalmarkt durch Zins- und Liborkartelle beherrscht,
•    die Umverteilungsorgien unserer öffentlichen Körperschaften durch Kredite gefördert und nicht nur uns, sondern unsere nächste Generation damit überschuldet bzw. der internationalen Hochfinanz tributpflichtig gemacht.
Welche Macht das internationale Grosskapital bereits über die Kapitalmärkte, über unsere ihnen hörige Presse und unsere Politik hat, zeigte sich in den angeblichen Rettungsschirmen und dem ESM (Europäisches Schulden-Monster), mit deren Hilfe Deutschland zur Haftung für alle unsoliden europäischen Mitgliedsländer zugunsten deren Banken gezwungen wurde, für welche die deutschen Bürger nicht nur jetzt, sondern auch künftig die Schulden europäischer Pleitestaaten und Pleitebanken übernehmen müssen. Diese Allmacht des internationalen Grosskapitals über unser Land, über unseren Kapitalmarkt, unsere Steuern, über unsere Konzerne, über unsere Politik und über die Ausplünderung unseres Mittelstandes hat mit Marktwirtschaft nicht mehr viel zu tun, ist Diktatur des internationalen Kapitals bis hin in die Einzelvorschriften unseres Lebens.

Die derzeitige deutsche Rumpf-Marktwirtschaft

Wer die vorgenannten Deformationen unseres marktwirtschaftlichen Systems durch Staatswirtschaft, Sozialismus und Kapitalismus nachvollziehen kann, versteht auch, weshalb
•    nicht mehr unsere Realwirtschaft Grundlage unserer Leistungen und unserer Einkommen ist, sondern der aufgeblasene Finanzsektor aus hemmungslos neu gedrucktem Papiergeld die Realwirtschaft längst überlagert und unsere monetäre Scheinblüte sowie unsere Wachstumsraten bestimmt,
•    nicht mehr Produktion wie früher, sondern Dienstleistung vor allem in der Finanzindustrie als Wachstumsträger gilt und immer mehr Wirtschaftsbereiche beherrscht,
•    zu dem Sozialfeudalismus und der Herrschaft der Sozialfunktionäre über Sozialuntertanen nun ein zusätzlicher Kapitalfeudalismus einer Herrschaft der mit unerschöpflich gedrucktem Papiergeld operierenden Finanzwelt über die von ihrer eigenen Arbeit lebenden und leistenden Bürger entstanden ist.
Es stimmt heute nicht mehr, dass man durch Fleiss und eigene Leistung wie in den 50er oder 60er Jahren wohlhabend werden kann, weil Mehrleistung überproportional weggesteuert und mit Sozialabgaben abgeschöpft wird. Reich wird man heute durch Spekulation mit echten oder falschen oder Scheingeldprodukten, die international steuerfrei oder steuerbegünstigt und deshalb netto am ertragreichsten sind.
Ein Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen kostet den Betrieb bei uns doppelt so viel wie sein Bruttolohn.5
Der Arbeitnehmer selbst erhält allerdings von seinem Bruttolohn wiederum wegen der Steuern und Sozialabgaben nur 53 bis 66% (je nach Familienstand). Von Arbeit kann man also nicht mehr reich werden. Alle Millionenvermögen sind in den letzten 10 Jahren im Finanzsektor durch Finanzspekulationen entstanden.
Das soziale marktwirtschaftliche Modell der Marktleistung für den Verbraucher ist durch Umverteilungspolitik und Kapitalismus überwiegend verdrängt worden, hat deshalb auch seine Faszination in der Bevölkerung weithin verloren – vor allem im Osten, in den neuen Bundesländern.
Mit Recht schreibt Alexander Rüstow: «Die Entwicklung der Marktwirtschaft zum Kapitalismus ist eine krankhafte Entartungserscheinung. Der Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Imperialismus beruht auf den marktwirtschaftswidrigen und -feindlichen ausserökonomischen Bestandteilen des Kapitalismus.» Insofern hätten die Sozialisten mit ihrer Behauptung Recht, «dass der auf die Spitze getriebene Kapitalismus zwangsläufig in Kollektivismus ausmünden muss».6
Rüstow7 weist auch mit Recht darauf hin, dass die Gesellschaft nur dann und solange daran interessiert sei, die Macht des Staates in Grenzen zu halten und auch die Marktwirtschaft von Staatseingriffen zu befreien, bis eine den Staat durchsetzende Feudalmacht mit Sozialfeudalismus oder Kapitalfeudalismus den Staat in die Hand bekomme und dann das umgekehrte Bestreben habe, die öffentliche Macht der Sozialfunktionäre oder der Kapitalisten mittels des Staates, der dann ihren Interessen dient, möglichst auszudehnen.
Insofern hat die Deformation unserer Marktwirtschaft nicht nur unsere freiheitliche Wirtschaftsordnung reduziert, sondern die Macht der neuen Feudalschicht hat auch die Zustimmung unseres Volkes zur Demokratie geschwächt. Denn die Sozialfunktionäre haben zwei Drittel des Volkes zu Transfereinkommensbeziehern, zu Sozialuntertanen gemacht, über die sie herrschen. Und die internationale Finanzindustrie hat mit hemmungslos gedrucktem basislosen Geld nicht nur die Schuldknechtschaft über Völker, Wirtschaft und Gesellschaft geschaffen, sondern versucht auch mit deren Kapital (Zinsen, wertlosen Wertpapieren, Derivaten und Haftungsinstrumenten) eine Oberherrschaft über die Demokratie zu Lasten der Bürger zu errichten.

Die Regeneration der Marktwirtschaft durch Mittelstandsökonomie

Wenn immer noch mehrheitlich anerkannt ist,
•    dass die marktwirtschaftliche Ordnung prinzipiell wie die Demokratie als dezentrale Freiheitssysteme allen Wirtschaftsteilnehmern den höchsten Freiheitsgrad in Konsum und Produktion garantieren kann,
•    ausserdem das Wettbewerbssystem nicht nur die geringsten Staatsinterventionen braucht, sondern auch den Eigennutz jedes Menschen in Fremdnützigkeit ummünzt, indem der Anbieter nur dann Höchstumsatz hat, wenn er die beste Leistung für den Nachfrager bietet und umgekehrt der Nachfrager dem sein Geld bringt, der ihm die besten und billigsten Produkte oder Leistungen bietet,
•    und alle verwaltungswirtschaftlichen Systeme oder diktatorischen Zwangsverwaltungswirtschaften bisher gescheitert sind oder jedenfalls die Wohlstandswirkungen des marktwirtschaftlichen Systems für die Massen der Bevölkerung nie erreichen konnten, ist die Reduktion des marktwirtschaftlichen Systems durch Sozialismus, Kapitalismus und Staatswirtschaft ein Freiheits- und Wohlstandsverlust für alle,
müsste also im Interesse aller Bürger, ihrer Freiheit und ihres Wohlstandes versucht werden, wieder mehr echte Marktwirtschaft in Deutschland zu schaffen.
Diesem Ziel würden allerdings drei mächtige Gruppen unserer Gesellschaft widersprechen:
•    die auf sicheren und bequemen Führungsstellen sitzenden Funktionäre unserer öffentlichen Institutionen,
•    die Umverteilungsleistungen verteilenden Sozialfunktionäre
•    und die uns beherrschende internationale Finanzindustrie.
Welche Macht gerade letztere hat, zeigte sich bei der Abstimmung über den ESM, als die Mehrheit von Bundestagsparteien und Abgeordneten mit einem «zweiten Ermächtigungsgesetz» die Errichtung einer internationalen Finanzdiktatur über unsere Demokratie hinaus beschloss.
Wer also eine neue funktionierende Marktwirtschaft wiederhaben will, wird von den mächtigen vorgenannten Gruppen und der in ihrer Hand stehenden Presse und Medienindustrie bekämpft werden. Schon immer haben Feudalsysteme um die Erhaltung ihrer Macht gekämpft, auch wenn sie diese systemwidrig oder sogar illegal erworben haben.
Das grosse Aufwecken kommt mit der fortschreitenden Finanzkrise, die nur mühsam durch Geldmengenvermehrung und Schuldenvermehrung verlängert – vertagt – worden ist.
Schulden können aber nicht ewig gesteigert werden, vor allem, wenn andere dafür haften und sie abdecken müssen. Es wird wegen der Schulden der Pleiteländer und ihrer mangelnden Eigenanstrengungen schon bald zur Auseinandersetzung zwischen Geber- und Nehmer-Nationen kommen. Wenn dann die Schuldenmacherei nur in einzelnen Staatskonkursen oder europäischem Gesamtkonkurs und Währungsreform endet, ist auch die Herrschaft von Sozial- und Finanzfeudalismus zu Ende, werden die Bürger die Schuldigen suchen und ein neues, gerechteres System verlangen.
Dies wäre die Stunde einer Reform wieder hin zu einer echten sozialen Marktwirtschaft, dem bislang menschlichsten, leistungsfähigsten und wohlfahrtsträchtigsten Wirtschaftsordnungssystem.
Solche Regeneration unserer Marktwirtschaft muss in mehr Mittelstandsökonomie liegen.
Die vom Verfasser entwickelte neue Mittelstandsökonomie ist die personale Marktwirtschaft ohne die Zwänge von Funktionärsmacht – von Personen, mit Personen, für Personen –, ist also mittelständische Marktwirtschaft.
Wenn nachgewiesen worden ist, dass die etwa 50% Mittelschicht (selbständiger und abhängiger Mittelstand) unserer Bevölkerung nicht nur die Leistungsnehmer, sondern auch die nicht mehr aus eigener Arbeit, sondern aus Gewinnen lebende Minderheit sowie den Staat zu 80% unterhalten muss, kann nur in mehr Mittelstand und weniger Randgruppen die Regenerationsrichtung unserer Marktwirtschaft und unserer Gesellschaft liegen.
Der Verfasser hat herausgefunden und in vielen Untersuchungen empirisch belegt, dass
•    mittelständische Unternehmen nur die vom Inhaber selbst geführten Personalunternehmen sind. Diese unterscheiden sich von Kapitalgesellschaften grundsätzlich in Führung, Gewinnorientierung, Leistung und Humanität in ihrer Mitarbeiterbehandlung.
•    Sie beschäftigen zwei Drittel aller Arbeitnehmer, sogar über 80% der Arbeitnehmer der privaten Wirtschaft.
•    Die mittelständischen Unternehmen sind aber auch die repräsentative Art unserer Wirtschaft. Sie machen mehr als 90% aller unserer Unternehmenseinheiten aus.
•    Nur bei den mittelständischen Unternehmen gibt es in ihren Branchen noch funktionierenden Wettbewerb. Deshalb sind die Wohlstandsfolgen der Marktwirtschaft auf diese Sektoren konzentriert und würde eine Verstärkung dieser mittelständischen Bereiche mehr Wohlstand für alle bringen.
Mittelstand ist auch der abhängig beschäftigte Mittelstand der qualifizierten und mehr leistenden Verantwortungsträger, deren Last durch Steigerung von Transferleistungsnehmern übermässig angewachsen ist. Mehr angestellter Mittelstand würde ebenso wie mehr mittelständische Unternehmen wieder zu einer Entlastung unserer Leistungsträgerschicht und dadurch mehr Wohlstand für alle bringen.
Um den Mittelstand wieder zugunsten von mehr Marktwirtschaft und zum Vorteil aller Bürger zu stärken, muss man ihm nicht mehr Sozialleistungen geben als der Unterschicht oder mehr Subventionen als der Oberschicht, sondern ihm nur mehr Freiheit, mehr Schutz im Wettbewerb und mehr Entlastung gewähren, dann wird er sich aus sich selbst heraus entwickeln können.
Der Verfasser hat solche politischen Forderungen in seinem letzten Buch «Mittelstand unter lauter Räubern – die Plünderung der Selbständigen»8 vorgeschlagen. Bis auf die steuerlichen Vorschläge haben alle den Vorteil, den Staat nichts zu kosten, also eine Regeneration unserer Marktwirtschaft und eine Stärkung des Mittelstandes ohne öffentliche Finanzmittel erreichen zu können (siehe Kasten, Seite 2).
Die Regeneration unserer Marktwirtschaft gegenüber Vermachtungen, Kapitalwillkür und Umverteilung muss bei der Mittelstands­ökonomie ansetzen, bei einer Wirtschaftspolitik, die nicht mehr auf die 6% Kapitalgesellschaften unserer Wirtschaft setzt, sondern auf die mehr als 94% der von ihren Inhabern selbst geführten Familien- bzw. Personalunternehmen. Sie sind die Stütze unseres Arbeitsmarktes (66%) und Träger unserer öffentlichen Finanzen (80%) und unseres Sozialstaats (51%), vor allem aber auch eines noch funktionierenden Wettbewerbs, des Erfolgsgeheimnisses unserer Marktwirtschaft.
Dass nicht längst mehr Mittelstands- und Wettbewerbspolitik verfolgt wurde, hängt mit der Macht der Kollektivorganisationen (Banken, Gewerkschaften und Konzerne und ihrer Verbände) zusammen, auch mit deren grossen Spenden. Das Netzwerk der Macht des Gross­kapitals zieht sich nicht nur durch die Politik, sondern auch durch unsere Medien, unsere Verwaltung und unsere Gesellschaft. Um so mehr müssen wir uns dafür einsetzen, dass die überzogene Macht des Grosskapitals wieder auf ein für eine Demokratie erträgliches Mass zurückgeführt wird. Es geht darum, dass das Machtkartell von Sozialfeudalismus und Finanzherrschaft gezähmt wird und wir wieder eine funktionsfähige – mittelständische – Marktwirtschaft regenerieren können.    •

1    Vgl. Hamer/Gebhardt: «Privatisierungspraxis», 2. Aufl., Hannover 1992
2    Vgl. Hamer, E.: «Mittelstand unter lauter Räubern», Unna 2011, S. 17 ff.
3    Vgl. Wüllenweber, Walter: «Die Asozialen», 2. Aufl., München 2012, S. 25 ff.
4    Vgl. Hamer, E.: «Wer finanziert den Staat?», 2. Aufl. Minden 1982, S. 107 ff.
5    Vgl. Hamer, E.: «Mittelstand unter lauter Räubern», a.a.O., S. 61 ff.
6    Vgl. Rüstow, Alexander: «Ortsbestimmung der Gegenwart, eine universalgeschichtliche Kulturkritik», Band 3, Herrschaft oder Freiheit? Stuttgart 1950, S. 167 ff.
7    Alexander Rüstow a.a.O., S. 177
8    Hannover/Unna 2011, S. 215 ff.

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