In den letzten Jahrzehnten hat die deutsche Landwirtschaft ihre grösste Blütezeit gehabt, sehr viel verdient, so dass sie nicht nur sehr viel investieren konnte, sondern auch die Landpreise sich in den letzten 10 Jahren verfünffacht und die Pachten verdreifacht haben. Es gibt sogar internationale Agrarfonds, welche der Geldvermehrung und Geldentwertung dadurch entkommen wollen, dass sie in Land und Forst investieren, weil sie sich damit nicht nur in Sachwerten sicher fühlen, sondern auch an weitere Preissteigerungen glauben.
Tatsächlich steht aber die Landwirtschaft aus Gründen der internationalen, europäischen und nationalen Politik vor dramatischen Umwälzungen, die sich zunächst am Milch- und Schweinemarkt zeigen.
Bisher haben die Milchbauern wegen der Milchquote in einem «geordneten Markt» gut verdient. Weil aber die Kosten um so günstiger wurden, je mehr Kühe man aufstallte, stieg bei gesichertem Absatz die Zahl der Grossviehställe und der in ihnen gehaltenen Kühe und dadurch die Produktion ständig an. Mit dem plötzlichen Ende der Milchquote drängte die Überproduktion ungehemmt auf den Markt und verdarb dort die von den Verbrauchermärkten erpressten Preise, so dass die Milchbauern heute bei Absatzpreisen von etwa 20 Cent und Gestehungskosten von 35 bis 40 Cent täglich Verluste machen.
Ein Milchplatz kostete pro Kuh etwa 10 000 Euro, ein Grossstall mit 400 Plätzen und Kühen also etwa 4 Millionen Euro. Wenn zu diesen Schulden die tägliche Produktion weitere Schulden verursacht, fallen die Betriebe mit den meisten Schulden zuerst in Insolvenz. Die Situation ist für die gesamte Milchwirtschaft alarmierend. Das Betriebssterben hat bereits begonnen. Geschieht nichts, werden mittelfristig 25 bis 30 % des Milchmarktes vernichtet werden.
Beim Schweinemarkt kennen wir den «Schweinezyklus», die überproportionale Vermehrung des Schweinebestandes bei guten Preisen, so dass durch die Überproduktion die Preise wieder zusammenfallen und nicht nur Grenzbetriebe ausscheiden, sondern auch die anderen wieder ihren Bestand reduzieren. Der Schweinemarkt ist zurzeit ebenfalls in der Korrektur und der Krise, weil die Preise der Erzeuger unter den Gestehungskosten liegen.
Was aber jetzt bei dieser Krise an landwirtschaftlicher Kapazität vernichtet wird, dürfte auch langfristig nicht wiederkommen. Die USA haben allein 50 Millionen Hektar Landwirtschaftsfläche in Biospritproduktion, die sie jederzeit und gerne bei Exportchancen in Kornproduktion umwandeln könnten. Und die Kornböden der Ukraine sind ebenfalls bereits mehrheitlich in der Hand der US-Konzerne (Dreyfus und andere), so dass auch von dieser Seite der europäische Markt mit genverseuchter US-Produktion überschwemmt werden soll.
Die Aufgabe des Selbstversorgungsprinzips und die Opferung unserer einheimischen Landwirtschaft durch TTIP zugunsten amerikanischer Konzerne wäre also nicht nur ein vorübergehendes Politikversagen, sondern ein Dauerschaden, der unserer Versorgung schon in der kommenden Weltwirtschaftskrise Existenzprobleme bescheren wird. •
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