Um den grossen Krieg zu verhindern …

Um den grossen Krieg zu verhindern …

Russland und China bereiten sich auf einen Krieg vor – direkt vor Amerikas Haustür

von Niki Vogt

Die russische Föderation hatte vom 5. bis 10. September eine der grössten jemals durchgeführten Militär-Übungen, «Caucasus 2016», angesetzt. In diese Wehrübung waren 120 000 Soldaten und zivile Offizielle eingebunden. Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass fand das Ganze in direkter Nachbarschaft zur Halbinsel Krim statt. Es seien nie mehr als 12 500 Personen zur selben Zeit an der Übung beteiligt gewesen, teilte der Chef des Russischen Generalstabs, Valery Gerasimov, am 9. September mit. Es waren auch Ministerial­beamte und Angehörige der russischen Zentralbank mit einbezogen. Gerasimov beschrieb die Übungen als «intensives, militärisches Training». Es sei ein harter Test für Kommandeure aller Ränge gewesen, habe auch die militärischen Kontrollorganisationen einer harten Prüfung unterzogen und ihre Fähigkeiten getestet, Operationen der Vereinigten Streitkräfte untereinander zu koordinieren.

Eine deutliche Warnung an den Westen

Schon die schiere Grösse der Übung und die gewählte Region kann, ohne dass das explizit betont wurde, als eine deutliche Warnung an den Westen gewertet werden, die Frage der «Annexion der Krim» und die Geduld Russ­lands im Donbass nicht über Gebühr zu strapazieren. Gleichzeitig ist zu erfahren, dass bis 2018 eine Küstenverteidigung am äussersten Ostzipfel Russlands aufgebaut werden soll. Eine Woche vor Beginn der Übung «Caucasus 2016» mit gewaltigem Material- und Personalaufwand bestätigte der russische Verteidigungsminister Shoigu die Pläne für einen Aufbau einer speziellen Truppeneinheit in der Region Chukotka. Die Entscheidung dazu datiert 2015 und ist «Teil eines Plans zur Einrichtung eines vereinheitlichten Systems der Küstenverteidigung von der Arktis im Norden bis zum Premorja-Territorium im Süden». Dies soll sowohl die Kurilen und die Beringsee sichern als auch die Routen der Flotten im Pazifik abdecken und somit auch die Kampfkraft der nuklearstrategischen Seestreitkräfte erhöhen. Die neuen Divisionen sollen die Verteidigung der nur äu­sserst dünn besiedelten Regionen der Ostküste der Russischen Föderation sicherstellen.

Russische Divisionen an Russlands Ostgrenze

Mehr wird in der Verlautbarung dazu nicht gesagt. Wirklich interessant ist im Zusammenhang mit diesen beiden Nachrichten, dass die Russische Föderation eine ganz klare Botschaft an Washington sendet. Bisher hatte Russland keine einzige Küsten-Verteidigungsdivision. Russlands Westgrenzen liegen auf dem europäischen Kontinent, und im menschenleeren Osten war keine Notwendigkeit gegeben, die Küsten gegen das gegenüberliegende, ebenfalls fast menschenleere Alaska zu verteidigen. Es gibt also noch nicht einmal einen Anhaltspunkt, wie eine Küstenverteidigung im Osten aussehen soll und welcher Umfang und welche Bewaffnung vorgesehen ist. Bisher haben – aus Sowjetzeiten – Marinekräfte in der Ostsee, im arktischen Eismeer, im Schwarzen Meer und im Pazifik die Verteidigung russischer Gestade wahrgenommen. Warum sollen jetzt ganze Divisionen auf dem Festland entlang der Küsten errichtet werden?
Eine Division ist ein Grossverband von Landstreitkräften und in der Lage, ein Gefecht der «verbundenen Waffen» zu führen. Das bedeutet: Infantrie, Pioniere, ABC-Abwehr, Panzer, Sanität, Raketenartillerie und Rohrartillerie … kurz, alles, was man benötigt, um richtig «Zirkus» zu machen. Nun sollen also entlang der Ostküste mehrere Divisionen aufgestellt werden.

Nicht einmal 90 Kilometer von Alaska entfernt

Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass der äu­sserste Nordosten Russlands nur durch die Beringstrasse von den USA getrennt ist. An seiner engsten Stelle sind die beiden Supermächte nicht einmal 90 Kilometer voneinander getrennt. Alaska ist nur einen Steinwurf weit weg. Aber was ist in Alaska, ausser Elchen, Wölfen, Bären, Rentieren und ein paar Siedlungen?
Es gibt schon ein paar nicht ganz unwichtige US-Militärbasen wie die Elmendorf Air Force Base bei Anchorage. Dort sind nicht nur die neuesten F-22-Raptor-Kampfjets stationiert, die von dort aus aufsteigen können und die russischen, strategischen Bomber abfangen, sondern dort sitzt das Norad für die Zone Alaska, das Command of the 11th Air Army und Fort Richardson mit dem 4th Brigade Combat Team (Fallschirmjäger) der 25. Infanterie-Division.

US-Kampfjets hätten im Kriegsfall kaum noch Zeit aufzusteigen

Wie oben erwähnt, könnten die Divisionen auch mit Raketenartillerie verschiedenster Art ausgestattet werden. Der Militäranalyst Sergej Ischenko hat in einer Analyse angemerkt, dass, sollte Russland entlang der Ostküste mobile Abschussrampen für das ballistische Kurzstrecken-Raketensystem Iskander aufstellen, die F-22-Raptors der Amerikaner kaum noch die Zeit dazu hätten, aufzusteigen und die russischen Bomber abzufangen. Wie wir ja aus den Vorfällen mit der «Donald Cook» und anderen Demonstrationen der Russen wissen, können diese die US-amerikanische Militär-Elektronik komplett lahmlegen, und so würden wahrscheinlich auch in Alaska die Beobachtungs- und Warn­posten einfach dunkel werden. «Die Besatzungen in den Militärbasen Elmendorf und Fort Richardson werden mit einem unguten Gefühl abends zu Bett gehen, so, wie in den Tagen des Kalten Krieges», resümiert Ischenko.

«Russland macht genau das mit den USA, was es selbst hinnehmen musste»

Russland macht jetzt offensichtlich genau das mit den USA, was es selbst in den letzten Jahren hinnehmen musste: Die Militärbasen und Truppen des gegnerischen Machtblocks rücken auf die Grenzen der USA zu. Dazu gehört auch, was der chinesische Präsident Xi Jinping auf dem G-20-Gipfel in Hangzhou klarstellte: China werde seine Interessen im Südchinesischen Meer souverän und selbstbewusst verfolgen. Das Südchinesische Meer schliesst sich unterhalb der Ostküste Russ­lands an. Das sieht nicht allzu gut aus für die USA.
Es bleibt aber nicht bei den Küstenverteidigungs-Divisionen in Chukotka und den Küsten hinunter bis China. Die russische Luftwaffe hat zehn Luftwaffenstützpunkte in der Arktis gebaut. Die Russische Organisation für Spezialkonstruktionen (Spetsstroy) entwickelt zurzeit die Einrichtungen für die Infrastruktur dieser Luftwaffenbasen im hohen Norden, äussersten Osten und Sibirien für 20 000 Militärangehörige, deren Familien und Zivilangestellte des Verteidigungsministeriums.
Die Kampfjets der 10 Luftwaffenstützpunkte werden laut einem Bericht der Webseite «The National Interest» mit der gefürchteten Vympel R-37 (Luft-Luft-Rakete) ausgestattet, die eine sehr hohe Reichweite hat und in der Lage ist, die AWACS und C4-ISTAR-Flugzeuge der Amerikaner zielgenau abzuschiessen und sich dabei in so grosser Entfernung zu bewegen, dass sie für die amerikanischen Kampfjets, die die AWACS und C4-ISTARs schützen soll(t)en, unerreichbar sind. Die russischen Kampfjets können damit ausserdem treffsicher auch die Auftank-Flugzeuge der Amerikaner abschiessen, was bei der hochexplosiven Kerosinladung ein Entkommen der Besatzung per Schleudersitz obsolet macht. Ein Treffer verwandelt das fliegende Kerosinlager sofort in einen Feuerball.
Dazu kommen noch die Nivator KS-17 Luft-Luft-Raketen, die schon den Namen AWACS-Killer bei den Amerikanern haben und auf eine Reichweite von 400 Kilometern sicher ihr Ziel finden. Es sind die schwersten und zerstörerischsten Luft-Luft-Raketen, die jemals gebaut wurden. Die indische Luftwaffe besitzt sie als Bewaffnung ihrer russischen SU-30MKI-Fighterjets.

1500 russische Elitesoldaten in Bolivien

Es bleibt aber nicht beim Aufrüsten gegenüber Amerikas nordwestlicher Grenze. Die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete am 6. September, dass die Russische Föderation 1500 Elitesoldaten, sogenannte Spetsnaz, mit sofortiger Wirkung nach Bolivien entsandt hat. Dies wurde in einer Vereinbarung über militärische Zusammenarbeit zwischen der Russischen Föderation und Bolivien unterschrieben. Und unverzüglich umgesetzt. Auch hier rückt eine Vorhut – denn bei 1500 Mann wird es nicht bleiben – näher an die Grenzen der USA. Bolivien sehe in Russland ein verbrüdertes Land, mit dem man exzellente Beziehungen pflege, liess der bolivianische Verteidigungsminister wissen. Russland sehe seinerseits in Bolivien einen vielversprechenden Partner, erwiderte der russische Verteidigungsminister Shoigu die Freundlichkeiten.

Nicht ein weiteres Brasilien

Hintergrund für die Bereitschaft Boliviens zur Zusammenarbeit mit Russland ist auch die Besorgnis, Bolivien könnte das nächste Land nach Venezuela und Brasilien sein, in dem die USA Unruhen und Umstürze anzetteln werden. In Brasilien, wo Washington hinter der Entmachtung der Präsidentin Dilma Rousseff stand, kam mit dem Nachfolger Michel Temer ein Mann ins Präsidentenamt, der nach Informationen von Wikileaks über lange Jahre als Informant der US-Geheimdienste gegen sein eigenes Land arbeitete. Der Artikel führt weiterhin aus, dass Temer jetzt Goldman Sachs und den IWF ernennen wird, die brasilianische Wirtschaft zu verwalten und zu managen.
Unterstützt wurde Temer bei seinem Sturz der Präsidentin Rousseff von Senator Aloysio Nunes, der ihre Absetzung betrieb. Nach gelungenem Umsturz reiste Nunes für drei Tage in die USA, um dort US-Regierungsvertreter zu treffen. Darunter waren auch Mitglieder des US-Senate Foreign Relations Committee, die Albright Stonebridge Group (Vorsitzende Madeleine Albright) und der ehemaligen US-Botschafter in Brasilien, Thomas Shannon. Weiter ist die jetzige US-Botschafterin in Brasilien, Liliana Ayalde, eine Frau, die laut Wikileaks bereits in den Sturz der Regierung von Paraguay verwickelt war.

US-Spionageflugzeug über dem Schwarzen Meer

Als Grund für die massive Verstärkung seiner militärischen Anstrengungen, die offensichtlich gegen die USA gerichtet sind, führte Russ­land an, das geschehe, weil die USA in der letzten Woche eines ihrer Spionageflugzeuge P8-Poseidon übers Schwarze Meer habe fliegen lassen, das mit ausgeschaltetem Transponder einen Versuch gemacht habe, in den Luftraum der Russischen Föderation einzudringen. Es wurde von einer russischen SU-27 abgefangen. Das Pentagon beschwerte sich daraufhin sogar noch, dass der russische Fighterjet gefährliche Manöver geflogen sei und der amerikanischen Maschine bis auf 10 Fuss nahekam. Der Versuch, in den russischen Luftraum einzudringen, sei gegen alle internationalen Regeln und überdies eine Fortsetzung der unprovozierten US-Aggressionen vom 1. August, als die USA mehrere nuklearwaffenfähige, strategische Bomber entlang der russischen Nordgrenze fliegen liess.
Kalkuliert man nun noch den Fakt mit ein, dass, wie bereits erwähnt, China offen seine Bereitschaft gezeigt hat, es mit den Amerikanern aufzunehmen, und berücksichtigt man die Bewaffnung, die China entwickelt hat, ergibt sich ein neues Bild der Weltlage.

Ein neues Bild der Weltlage

China hat mit seiner PL-15-Missile in den Führungsetagen der US-Militärs für Rat­losigkeit gesorgt. Die Jahrzehnte alten AIM-120 AMRAAM der US-Kampfjets können nicht mehr mithalten. «Was haben wir dagegen aufzubieten, und was können wir dieser Bedrohung entgegenstellen?» fragte Air Combat Command Kommandeur General Herbert Carlisle. Und er forderte: «Die PL-15 und die Reichweite dieser Rakete … wir müssen einfach fähig sein, diese Rakete (missile) zu übertreffen.» Dazu kommt, dass die Chinesen mit der Chengdu-J-20 einen hochmodernen, leistungsfähigen Kampfjet entwickelt haben, der über Tarnkappeneigenschaften verfügt. Die Chinesen halten die Daten zwar sehr zurück, aber den US-Militärs ist klar, dass sie es mit einem auf hohe Geschwindigkeiten optimierten Flugzeug mit sehr grosser Reichweite zu tun haben. Werden diese Kampfjets mit den PL-15-Missiles bewaffnet, können die Chinesen damit sowohl amerikanische Auftank-Flugzeuge und auch Kriegsschiffe zerstören. Um aber Luftoperationen der amerikanischen F-22-Fighterjets auf dem Meer zu ermöglichen, müssen nach einem RAND-Briefing drei bis vier Auftank-Flugzeuge pro Stunde aufsteigen, um 2,6 Millionen Gallonen Kerosin an die Kampfjets zu liefern. Das sei auch Peking bekannt. Die Chengdu J-20 Jets brauchen nur aus sicherer Entfernung die schweren und unbeholfenen Tankflugzeuge mit der weitreichenden PL-15 wie Tontauben aus der Luft zu schiessen, um die US-Luftwaffe in den Gewässern um Chinas und Russ­lands Ostküsten lahmzulegen.

Amerikaner müssen sich darauf einstellen, den Krieg im eigenen Land zu haben

Würde Russland noch seine Fähigkeit addieren, das hochgezüchtete, elektronische AEGIS-System der US-Streitkräfte einfach auszuschalten, können sich die USA auf absehbare Zeit keinen Showdown mit China und Russland in dieser Region leisten. Ein Eindringen von Bombern tief nach China und Russland hinein, um grosse Städte und wichtige Zentren durch Bombenangriffe zu zerstören, wird den Amerikanern nicht möglich sein, nicht einmal Scharmützel in den Küstengewässern vor China und Russ­land. Amerika verliert gerade seine Lufthoheit über das enorm wichtige Südchinesische Meer mit seinen Welthandelsrouten und seinen Einfluss auf die Anrainerstaaten, die zusehen, wie der bisherige Platzhirsch gestellt und herausgefordert wird.
Umgekehrt stehen die Chancen für Russ­land und China, die Amerikaner entlang ihrer Westküste auf eigenem Boden mit Luftangriffen äusserst schmerzhaft zu treffen, sehr gut. Ohne ihre elektronischen Warn­systeme, die Russland abschalten kann, sind die Möglichkeiten der Luftabwehr eingeschränkt. Im Luftkampf sind die weitreichenden russischen und chinesischen Missiles den amerikanischen überlegen. Die Amerikaner müssen sich darauf einstellen, diesmal den Krieg im eigenen Land zu haben. Die gesamte Westküste bis weit ins Hinterland wäre betroffen. Sollten die USA die nukleare Karte ziehen, würde die direkte Antwort in mindestens einer Atombombe auf eine amerikanische Grossstadt an der Westküste erfolgen. Die hier aufgezeigte Entwicklung zeigt deutlich, dass China und Russland genau das den Amerikanern klar aufzeigen wollen und auch entschlossen sind, es durchzuführen. Die amerikanische Bevölkerung ist jedoch psychologisch auf solche grauenhaften Szenarien überhaupt nicht eingestellt. Panik würde ausbrechen und ein Sturm gegen die Regierung losgetreten. Die USA wären nicht in der Lage, so einen Krieg länger als zwei Wochen zu führen.     •

Quelle: <link http: www.quer-denken.tv russland-und-china-bereiten-sich-auf-einen-krieg-vor-und-diesmal-direkt-vor-amerikas-haustuer>www.quer-denken.tv/russland-und-china-bereiten-sich-auf-einen-krieg-vor-und-diesmal-direkt-vor-amerikas-haustuer/  vom 13.9.2016

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