Warum Marihuana verharmlost wird und wer daran verdient

Warum Marihuana verharmlost wird und wer daran verdient

von Dr. med. Gabriella Hunziker

Dr. Kurosch Yazdi ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Als Leiter einer Suchtklinik weiss er, welche Auswirkungen der Drogenkonsum haben kann. In seinem Buch schildert er eindrückliche Fallbeispiele aus seiner Suchtabteilung wie dasjenige der 19jährigen Maria, die «in ihrer Kindheit und Pubertät ein ganz unauffälliges, lebenslustiges und aufgewecktes Mädchen gewesen ist. Sie kam das erste Mal in Kontakt mit Cannabis, als sie die Tourismusschule besuchte. Anfangs zog sie erst an einem Joint, dann wurde es mit der Dauer mehr». Kurosch schildert in der Folge den körperlichen, aber auch den seelischen Verfall von Maria, die eigentlich die besten Voraussetzungen für ein erfülltes Leben gehabt hätte. Es seien meist die Eltern, die sich in ihrer Not und Verzweiflung an ihn wenden. Der Suchterkrankte selber sehe oft keinen Zusammenhang zwischen Cannabis und seinen Problemen, was die Behandlung von Cannabisabhängigkeit, aber auch Cannabispsychose so schwierig mache.

Das Buch leistet einen wertvollen und wichtigen Beitrag zur Aufklärung über die vermeintlich «weiche» Droge Cannabis. Es erscheint gerade zur rechten Zeit, denn weltweit wird versucht, Cannabis für medizinische Zwecke salonfähig zu machen, um auf Kosten der Jugendlichen viel Geld zu verdienen. Die Tabakindustrie in den USA, die auf Grund von immer strengeren Gesetzen zur Eindämmung des Rauchens massive finanzielle Einbussen erlitten hat, mausert sich zunehmend zu einer Cannabisindustrie. Bekanntlich steht bei der Zigarettenindustrie die Gesundheit der Jugendlichen nicht im Vordergrund, sondern der Industrie geht es knallhart darum, möglichst viel Gewinn zu erzielen. Deshalb «wurde innerhalb von wenigen Jahren eine Flut an Kampagnen gestartet für die Imagepolitur von Marihuana und Co. Auf einmal erinnerte man sich, dass die alten Chinesen vor 3000 Jahren schon Cannabis in ihrer traditionellen Medizin einsetzten. Und dass Cannabis auch schmerzstillend sein kann. Und dass es nicht abhängig mache, und viele Mythen mehr».

Laut Kurosch ist längst erwiesen, dass mit dem Bestreben für eine Legalisierung oder Teillegalisierung des Cannabis die Zahl der Konsumenten steigt. Zum Beispiel konsumieren in Colorado, wo Cannabis für Erwachsene legalisiert wurde, die 12- bis 17jährigen um 39 Prozent mehr als der Durchschnitt in den USA. In den psychiatrischen Kliniken und Praxen häuft sich die Zahl von jungen Patienten, die ihr Leben auf Grund der Droge nicht mehr im Griff haben. Gerne wird auch verschwiegen, dass die Konzentration des berauschenden Wirkstoffs THC in der Pflanze heute viel höher ist als früher. «Vor 20 Jahren gab es im Marihuana ein Verhältnis von etwa 10 zu 1. Auf zehn Anteile THC kam ein Anteil Cannabidiol. Heute ist es fast 100 zu 1 für THC.» Je höher der Prozentgehalt des THC, desto grösser das Risiko einer Psychose. Kein Wunder, sind cannabisbezogene Störungen vor allem bei Jugendlichen drastisch angestiegen.

Zudem zeigen «zahlreiche Studien, dass regelmässige Cannabis-Konsumenten wesentlich häufiger auch andere illegale Drogen zu sich nehmen als diejenigen, die nur selten oder gar nicht kiffen. Eine Einstiegsdroge ist Cannabis also in jedem Fall». «Der Grund dafür liegt im Gehirn. Wenn sich das Gehirn nämlich einmal daran gewöhnt hat, nach einer Substanz süchtig zu sein, dann wird es viel schneller auch von anderen Stoffen abhängig.» Laut Kurosch ist eines der Hauptsymptome einer jeden Suchterkrankung die Toleranzentwicklung. «Darunter versteht man in der Medizin, dass die Wirkung eines Stoffes, wenn man ihn regelmässig zu sich nimmt und der Körper sich daran gewöhnt hat, mit der Zeit abnimmt. Das bedeutet im Umkehrschluss wiederum, dass ich von der betreffenden Substanz immer grössere Mengen zu mir nehmen muss, um den gleichen Effekt zu erzielen. Dieses Phänomen gibt es auch bei Verhaltensweisen mit Suchtgefahr wie Glücksspiel oder Internet.»

Am Ende des Buches findet man ein Lexikon mit den wichtigsten Bezeichnungen rund um das Thema Cannabis und die Quellenangaben der im Buch aufgeführten zahlreichen wissenschaftlichen Studien. Das Buch ist sehr gut geschrieben und allgemein verständlich auch für Nichtmediziner wie Eltern, Lehrer, Jugendliche und alle, die an wirklicher Aufklärung interessiert sind. Ich kann es Ihnen nur wärmstens empfehlen.         •

Yazdi, Kurosch. Die Cannabis-Lüge. Warum Marihuana verharmlost wird und wer daran verdient. Schwarzkopf & Schwarzkopf, April 2017

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