«Wir brauchen Frieden, da sollten wir uns zusammentun, das sollten wir im Herzen tragen»

«Wir brauchen Frieden, da sollten wir uns zusammentun, das sollten wir im Herzen tragen»

Stimmen von der Belgrader Konferenz

von Eva-Maria Föllmer-Müller

Irinej Bulović, Bischof der serbisch-orthodoxen Eparchie Bačka in Novi Sad, sagte in seiner Rede, Konflikte sollten mit friedlichen Mitteln gelöst werden. Die serbisch-orthodoxe Kirche erinnere in ihren Gebeten und Predigten immer an den Krieg. Heute hätten die Menschen in Serbien viele Freunde. Der Friedensprozess werde lange gehen, denn wir lebten in einer post-orwellschen Zeit. Am Ende seiner Rede segnete er die Konferenz.
Pyotr Olegovich Tolstoy, Vizepräsident der russischen Staatsduma, sprach die Konferenzteilnehmer im Namen des russischen Parlaments an und betonte die historische Verbundenheit zwischen dem russischen und dem serbischen Volk. Beide Völker müssten aus den Kriegen lernen. Er selbst sei in der Zeit des Jugoslawien-Krieges Journalist im russischen Radio gewesen und habe berichtet. Dieser Krieg sei kein Einzelfall gewesen. Mit deutlicher Empörung verurteilte er die doppelten Standards der westlichen «Wertegemeinschaft». Er forderte, dass alle wahren Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt gehörten. Ohne Anerkennung dessen, was getan wurde, gebe es keine Vergebung.
Mihailo Miša Gavrilović, er lebt in der serbischen Diaspora in London, sprach darüber, wie es den Serben in der Diaspora während des Krieges in den Nato-Ländern erging. Die Propaganda gegen Serbien habe schon 10 Jahre zuvor begonnen. Sie hätten immer wieder gegen die Propaganda Stellung genommen. Er selbst sei zwischen 1991 und 1999 800mal im Radio und Fernsehen gewesen.
Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Montenegro und dem Küstenland, Metropolit Amfilohije Radović, sagte, die Konferenz treffe das Herz von Europa und der Welt, und forderte Frieden und Wohlstand statt Krieg und Armut. Er sei sehr froh über die Teilnehmer aus dem Ausland. Er selbst sei während des Krieges im Gebiet von Pec gewesen, er habe genau gewusst, was passierte. Der Krieg sei die Fortsetzung der Kreuzzüge, der napoleonischen Kriege, der Nazi-Ära gewesen. Die totalitäre Ideologie sei zuerst aus dem Osten und jetzt aus dem Westen gekommen. Es sei das egoistische Interesse, das heute die Welt regiere. «Wir brauchen Frieden, da sollten wir uns zusammentun, das sollten wir im Herzen tragen.»  
Aleksandar Vulin, der heutige serbische Verteidigungsminister, fand deutliche Worte: Über 12 Jahre habe man nicht von Nato-Aggression sprechen dürfen. Nie in der Geschichte sei eine solche Übermacht gegen so ein kleines Land eingesetzt worden. Es sei erschütternd, dass die getöteten Kinder und Zivilisten als Kollateralschäden bezeichnet würden. Er freue sich über die vielen ausländischen Gäste, sie sollen erzählen. «1999, in unserer schwärzesten Stunde, als wir von unseren einstigen Verbündeten angegriffen wurden, als die ganze Welt geschwiegen hat, habt Ihr uns die Hoffnung wiedergegeben.» Dem Beitritt zur Nato erteilte er eine deutliche Absage: «Serbien wird niemals in die Nato gehen!» Und weiter: «Wir werden anderen nicht das antun, was man uns angetan hat. Was wir wollen, ist Frieden, Gerechtigkeit, Recht und Freiheit.»

Vladislav Jovanović, ehemaliger Aussenminister Jugoslawiens und ehemaliger Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Jugoslawien bei den Vereinten Nationen, sagte: «Ende 1991 bat mich Botschafter Warren Zimmermann, mich mit ihm zu treffen, und sagte, dass Amerika bereit sei, Serbien und Belgrad zu bombardieren, falls es in Kosovo einen harten Konflikt geben sollte, für den Serbien verantwortlich gemacht werden könnte. Dann fragte ich ihn: ‹Das ist ein Ultimatum?› Und er antwortete: ‹Ja, das ist ein Ultimatum.›» Das habe Zimmermann privat gesagt. «Damals war ich Aussenminister, und er wollte mich in meinem Büro treffen. Es war sehr kurz, fast unhöflich, unverblümt. Das ist nicht die Sprache, die im diplomatischen Bereich verwendet wird. Es war immer noch höflich, aber sehr hart. Ich habe ihn daran erinnert, dass Serbien eine lange Geschichte mit Ultimaten hat, wenn man das ungarische Ultimatum und andere in unserer Geschichte bedenkt. Und damit war unser Gespräch beendet. Er wollte nicht zusammenarbeiten. Danach habe ich ihm gesagt, dass ich Präsident Milosevic darüber informieren werde. Und vielleicht ein oder zwei Monate später nach unserem Gespräch wurde er abgelöst. Das Aussenministerium war mit dem Botschafter nicht zufrieden – er war der einzige amerikanische Botschafter in Osteuropa, dem es nicht gelang, die Regierung zu beseitigen. Danach entschied er sich, das Aussenministerium zu verlassen, und ging als Professor an die Columbia University, oder er wurde einfach aus dem Amt gefeuert. Ansonsten war er ein netter Mann, ziemlich höflich, sehr gebildet, ich traf ihn schon viele Male. Er hat diesen Auftrag erhalten. Das war für mich charakteristisch, die amerikanische Politik war schon 10 Jahre zuvor nicht sonderlich freundlich gegenüber Serbien.»
Srđan Aleksić, Rechtsanwalt, und Velimir Nedeljković, beide aus Niš, machten auf die Folgen der Verseuchung von Serbien durch den Einsatz von umfangreicher DU-Munition (abgereichertes Uran) aufmerksam; diese habe nachweislich zu signifikant erhöhten Krebsraten in den betroffenen Gebieten geführt. Die Nato habe selbst zugegeben, dass sie DU-Munition verwendet habe. Bislang seien 18 000 Menschen gestorben, die italienischen Gerichte haben bei den 7600 Soldaten, die damals im Einsatz waren und von denen bereits 450 an Krebs verstorben sind, den Schadensersatzklagen der Angehörigen stattgegeben. Das müsse Serbien ebenfalls fordern. Eine internationale Gruppe von Anwälten bereite daher eine Klage gegen die Nato-Länder vor. Es müsse international ein Verbot von DU-Waffen gefordert werden, auch wegen der Verseuchung der Umwelt.    •

Der bekannte österreichische Schriftsteller Peter Handke wurde auf der Konferenz vom Präsidenten des Belgrad Forums, Živadin Jovanović, mit der «Charta des Mutes» ausgezeichnet: als Anerkennung für seinen intellektuellen Mut bei der Verteidigung der Wahrheit und Gerechtigkeit in Zeiten, in denen Machtgier und Lügen über Serbien dominierten.

Konferenz-Delegationen

Belarus                                       Lettland
BelgienLibanon
BulgarienMontenegro
BrasilienNepal
DeutschlandÖsterreich
FrankreichPalästina
GriechenlandPortugal
GrossbritannienRumänien
IndienRussland
IranSchweiz
IrlandSüdafrika
IsraelUkraine
ItalienUSA
JapanVenezuela
KanadaZypern
Kroatien

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