Die bewaffnete Nato «bekämpft das Coronavirus»

von Manlio Dinucci

Die 30 Nato-Aussenminister (Luigi Di Maio für Italien) kamen am 2. April 2020 per Videokonferenz zusammen und
beauftragten US-General Tod Wolters, den Obersten Alliierten Befehlshaber in Europa, «die notwendige militärische Unterstützung zur Bekämpfung der Coronavirus-Krise zu koordinieren».
Es ist derselbe General, der am 25. Februar 2020 im Senat der Vereinigten Staaten erklärte, dass «die Nuklearstreitkräfte jede militärische Operation der USA in Europa unterstützen». Und: «Ich bin ein Fan einer flexiblen Politik des Ersteinsatzes» von Kernwaffen, das heisst eines nuklearen Überraschungsangriffs.1
General Wolters ist der Oberbefehlshaber der Nato als Leiter des Europäischen Kommandos der Vereinigten Staaten. Er ist somit Teil der Befehlskette des Pentagons, die absolute Priorität hat. Seine strengen Regeln werden durch die neueste Episode bestätigt:
Der Kommandant des Flugzeugträgers Roosevelt, Brett Crozier, wurde seines Kommandos enthoben, weil er angesichts der Ausbreitung des Coronavirus an Bord gegen die militärische Geheimhaltung verstiess, indem er Hilfsgüter forderte.
Um die «Coronavirus-Krise zu bekämpfen», hat General Wolters «für militärische Flüge schnellste Wege durch den europäischen Luftraum geschaffen», während zivile Flüge fast verschwunden sind. 
Die schnellsten Wege werden auch von den strategischen US-Bombern B2-Spirit für Nuklearangriffe genutzt: Am 20. März 2020 starteten sie vom englischen Fairford aus und flogen zusammen mit norwegischen F-16-Kampfflugzeugen in die Arktis in Richtung russisches Territorium. Auf diese Weise – so erklärt General Basham, stellvertretender Kommandeur der US-Luftwaffe in Europa – «können wir schnell und effektiv auf Bedrohungen in der Region reagieren und unsere Entschlossenheit demonstrieren, unsere Kampfkraft überall auf der Welt einzusetzen».
Während sich die Nato dem «Kampf gegen das Coronavirus» in Europa verschrieben hat, schickten zwei der wichtigsten europäischen Bündnispartner, Frankreich und Grossbritannien, ihre Kriegsschiffe in die Karibik.
Das amphibische Sturmschiff Dixmund segelte am 3. April von Toulon nach Französisch-Guayana zu einer, wie Präsident Macron es nennt, «beispiellosen militärischen Operation», die im Rahmen des «Kriegs gegen das Coronavirus» als «Resilienz» bezeichnet wird.2
Dixmund kann die sekundäre Funktion eines Lazarettschiffes mit 69 Betten und 7 Plätzen für die Intensivpflege übernehmen. Die Hauptfunktion dieses grossen Schiffes, 200 Meter lang und mit einem Flugdeck von 5000 m2, ist die eines amphibischen Angriffs: Nähert es sich der feindlichen Küste, greift es mit Dutzenden von Hubschraubern
und Landungsbooten an, die Truppen und gepanzerte Fahrzeuge transportieren.
Ähnliche Merkmale, wenn auch in kleinerem Massstab, hat das britische Schiff RFA Argus, das am 2. April nach Britisch-Guyana fuhr.3
Die beiden europäischen Schiffe werden in denselben karibischen Gewässern in der Nähe von Venezuela in Stellung gehen, wo die Kriegsflotte ankommt – mit den modernsten Küstenkampfschiffen (ebenfalls von der italienischen Leonardo Company für die USMarine gebaut) und Tausenden von Marinesoldaten – die von Präsident Trump offiziell entsandt wurden, um den Drogenhandel zu stoppen.
Er wirft dem venezolanischen Präsidenten Maduro vor, «die Coronavirus-Krise auszunutzen, um den Drogenhandel zu steigern, mit dem er seinen Drogenstaat finanziert». Ziel der Operation, die von der Nato unterstützt wird, ist die Verschärfung des Embargos, um Venezuela (ein Land mit den grössten Ölreserven der Welt), dessen Situation durch das sich ausbreitende Coronavirus noch verschärft wird, wirtschaftlich zu strangulieren.4
Ziel ist die Absetzung des regulär gewählten Präsidenten Maduro (auf dessen Kopf die USA eine Belohnung in Höhe von 15 Millionen Dollar ausgesetzt haben) und die Einsetzung einer Regierung, die das Land in den Einfluss der US-Dominanz bringt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein Zwischenfall als Vorwand für die Invasion Venezuelas herbeigeführt wird. Die Corona-Virus-Krise schafft günstige internationale Bedingungen für eine Operation dieser Art, die vielleicht als «humanitär» dargestellt wird. •


1 «Le Docteur Folamour veille sur notre santé», par Manlio Dinucci, Traduction Marie-Ange Patrizio, Il Manifesto (Italie), Réseau Voltaire vom 27.3.2020
2 «Départ du porte-hélicoptères Dixmude vers la zone Antilles-Guyane», AFP vom 3.4.2020
3 «RFA Argus sails for the Caribbean today ready to provide medical support if needed», Save the Royal Navy, 2.4.2020
4 «Das Pentagon weigert sich, Präsident Nicolas Maduro zu entführen», Voltaire Netzwerk vom 7.4.2020 (Übersetzung Horst Frohlich)

Quelle: Il Manifesto vom 13.4.2020 (Übersetzung K. R.)

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