Zum «Grossen Spiel der Mächte»

ds. 2015 veröffentlichte Andreas von Bülow – 1937 geboren und von 1969 bis 1994 Mitglied des Deutschen Bundestages, unter anderem in der Parlamentarischen Kontrollkommission der Geheimdienste, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verteidigung und Bundesminister für Forschung und Technologie unter Helmut Schmidt – sein Buch «Die deutschen Katastrophen. 1914 bis 1918 und 1933 bis 1945 im Grossen Spiel der Mächte». Darin zeigt er auf, dass die beiden Weltkriege «nur im Zuge des weltweiten Kampfes um die Neuverteilung von Macht» verstanden werden können.
  «Internationale Spannungen», schreibt von Bülow, «führen nur dann zum Krieg, wenn das langfristige Kalkül der im Hintergrund agierenden Grossmächte die Zeit für gekommen hält. Dabei kommt der Haltung der Nummer eins unter den Grossmächten in der Regel die entscheidende Rolle zu. Dies war 1914 ohne Zweifel immer noch Grossbritannien, spätestens ab 1918 in dieser Rolle abgelöst von den Vereinigten Staaten von Nordamerika.» (S. 27)
  England und die USA verfolgten im Ersten und im Zweiten Weltkrieg ihre eigenen Ziele: Grossbritannien folgte einer 400jährigen Tradition, stets gegen die stärkste Macht auf dem europäischen Kontinent vorzugehen und dabei die zweit- und drittrangigen Mächte in den Kampf einzuspannen. Die Vereinigten Staaten wurden durch riesige Kriegsgewinne im Verlauf beider Kriege wirtschaftlich, finanziell und militärisch zur bestimmenden Grossmacht und lösten Grossbritannien als Nummer eins ab.
  Das «Grosse Spiel der Mächte» folgt seinen eigenen Regeln, schreibt von Bülow. Als oberstes Gebot gelte, unter allen Umständen zu verhindern, dass sich eine Konkurrenzstruktur entwickeln könne. 1941 habe der amerikanische Präsident Truman die zynische Philosophie des «Grossen Spiels» auf den Punkt gebracht, als er formulierte: «Wenn Deutschland gewinnt, sollten wir Russland helfen, wenn jedoch Russland siegt, sollten wir Deutschland helfen, lasst sie sich doch gegenseitig so weit wie möglich ausrotten.» (S. 384) Und damit sich möglichst viele gegenseitig ausrotten konnten, finanzierten englische und amerikanische Grossbanken beide Seiten. – Die Sowjetunion hat die Hauptlast des Kriegs gegen Hitler getragen und hatte 27 Millionen Tote zu beklagen.
  Menschenleben zählen im «Grossen Spiel der Mächte» nicht.  •

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