Russland trauert um Europa

von Guy Mettan, freier Journalist*

Mitte Dezember hatte ich Gelegenheit, eine kurze Reise nach Moskau und Nowosibirsk zu unternehmen, der Hauptstadt Sibiriens, die 4000 Kilometer von der ukrainischen Front entfernt liegt. Das heisst, nach zehn Monaten Krieg, genug Zeit also, um die Stimmung der russischen Bevölkerung zu beurteilen. Was ausländischen Besuchern als erstes auffällt, ist die Beinahe-Normalität des Alltags. Da solche Besucher seit dem 24. Februar selten geworden sind, werden sie stark umworben von den Russen, die begierig darauf sind, zu erfahren, was man im Westen über sie denkt.

Beim Lesen und Hören unserer Medien hat man den Eindruck, dass die Russen in einem Belagerungszustand leben und ihre Zeit damit verbringen, unsere gnadenlosen Wirtschaftssanktionen zu überleben, ihre militärischen Niederlagen zu verdauen und die unzähligen Toten zu begraben, die ihnen die siegreichen Ukrainer zufügen würden. Nichts davon trifft zu.

Normalität im Alltag – trotz …

In den Grossstädten sind die Strassen voller Lichter und Weihnachtsdekorationen, die Eisbahnen und Märkte im Freien werden trotz Kälte und Schnee geradezu gestürmt, und die Alleen sind noch immer mit Kolonnen von 4x4-Geländewagen verstopft, die versuchen, sich einen Weg durch die Staus zu bahnen. Eine Atmosphäre, die im Gegensatz steht zu den Blitzlichtgewittern in unseren schmucklosen Städten mit ihren tristen Schaufenstern und der auf Grund der Energieknappheit verhängten reduzierten Strassenbeleuchtung.
  Diese Normalität des Alltags wird durch die Wirtschaftsstatistiken bestätigt, die zeigen, dass sich der Rückgang des russischen Bruttosozialprodukts im Jahr 2022 auf 2,5–3 % beschränken wird; das ist weniger als der Verlust, der 2020, im ersten Jahr der Covid-Krise, verzeichnet wurde. Es gibt kaum geschlossene Geschäfte, und wenn, dann vor allem von Luxusmarken, und hier und da Plakate, die zur Unterstützung der in der Ukraine kämpfenden Soldaten aufrufen – die einzige Erinnerung daran, dass an einer der immens langen Grenzen des Landes ein Krieg stattfindet.

… Bewusstsein um die Dauer des Konfliktes

Ist diese Normalität nicht nur scheinbar? Verdeckt sie eine tiefe Verwirrung der Bevölkerung, eine dumpfe Feindseligkeit gegenüber dem «Regime», eine Angst, sich zu äussern, wie es bei uns so oft suggeriert wird? Auch diesbezüglich hatte ich nicht das Gefühl, das sei der Fall. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck, dass den Russen bewusst geworden ist, dass der Konflikt in der Ukraine auf Dauer angelegt ist und dass sie, ob sie wollen oder nicht, lange Zeit damit werden leben müssen.
  Wie alle anderen waren auch die Russen zunächst überrascht und verblüfft von der «militärischen Sonderoperation» in der Ukraine, insbesondere in den sehr vielen Familien – man spricht von zig Millionen Menschen –, die durch diesen Konflikt isoliert oder in zwei Hälften geteilt wurden, weil sie Beziehungspersonen in der Ukraine haben. Nachdem der erste Schock überwunden war, dachte man, dass sich die Kämpfe zwar in die Länge ziehen, aber nicht ewig dauern würden. Die ersten Rückschläge Ende August und vor allem die Teilmobilisierung im September dämpften diese Hoffnungen. Mehrere hunderttausend Mobilisierbare flohen ins Ausland – ihre Zahl wird unter Berücksichtigung der allmählich Zurückkehrenden auf 300 000 bis 400 000 Personen geschätzt, was 0,3 % der Bevölkerung entspricht –, während die Besorgnis spürbar wurde. Drei Monate später ist die Sorge zwar nicht verschwunden, aber stark zurückgegangen.
  Sind sie auf die Propaganda hereingefallen? Auch das glaube ich nicht. Eine Freundin, die im Kulturbereich tätig ist, sagte mir: «Seit der Sowjet-Ära wissen die Russen instinktiv, wie sie die Staatspropaganda entschlüsseln und die Dinge auseinanderhalten können. Sie achten nicht einmal darauf. Während ihr im Westen euren Führern und Institutionen so sehr vertraut, dass ihr deren Propaganda nicht einmal bewusst wahrnehmt.» Zum Nachdenken!

Unterstützung für Regierung, Armee und Soldaten an der Front

Die Umfragewerte für Wladimir Putin haben sich seit Ende Februar jedenfalls nicht verändert und sind mit rund 70 % Zustimmung immer noch sehr hoch, wobei die Zustimmung um so höher ist, je weiter man sich von den drei grössten Städten Moskau, Sankt Petersburg und Jekaterinburg entfernt. Die Unterstützung für die Soldaten an der Front, wenn nicht für die Armee überhaupt, hat sogar noch zugenommen. Die Russen lassen sich weder von der Inkompetenz einiger operativer Kommandeure – wie gerade in der Tragödie von Mareevka in der Silvesternacht deutlich wurde – noch von der logistischen Misswirtschaft, die die ersten Kriegswochen prägten, täuschen, und sie haben privat nicht mit Kritik gespart. Sie wissen, dass sie sich in erster Linie auf sich selbst verlassen müssen und nichts vom Staat erwarten dürfen. Auf jeden Fall haben die schlechten Nachrichten nichts an ihrer Unterstützung für die Militäroperation geändert, und sie stehen nun hinter ihren Soldaten, auch wenn sie die Hierarchien auslassen. Es ist bemerkenswert festzustellen, dass sich Hunderte von Zivilisten in weit entlegenen sibirischen Dörfern mobilisieren, um Konvois zu organisieren und den Soldaten, die in der Ukraine gegen die Nato-Truppen kämpfen, Lebensmittel, Schokolade, warme Kleidung und Pakete zu bringen. Im Gegensatz zu den zögerlichen städtischen Wehrpflichtigen ist auch die Zahl der freiwillig Wehrdienstleistenden ungebrochen.

Für die Mehrheit der Russen geht es
um das Überleben ihrer Lebensweise

Seit dem Herbst hat die Mehrheit der Russen angefangen zu begreifen, dass ihr Land nicht nur gegen die ukrainischen Nationalisten, sondern gegen den gesamten Westen unter dem Banner der Nato kämpft und dass es sich dabei um einen lebenswichtigen, existentiellen und langwierigen Kampf um das Überleben ihrer Lebensweise und ihrer Kultur handelt, auch wenn dieser Kampf gegen ihren Willen begonnen wurde.
  Diese Erkenntnis, dass der Krieg und die Feindseligkeiten andauern würden, wurde zunächst von der Armee getragen; sie war auf Grund der Schwierigkeiten vor Ort gezwungen, sich grundlegend umzustrukturieren. Die Strategie wurde komplett überarbeitet. Man ging vom improvisierten Offensivmodus zum organisierten Defensivmodus über, auf sicherere Verteidigungslinien, mit einem einheitlichen und integrierten Kommando unter dem Befehl eines erfahrenen Generals, Sergej Surowikin, und mit dem Ziel, menschliche Ressourcen und Ausrüstung so weit wie möglich zu schonen. Auf den ungeordneten Rückzug aus der Region Charkow folgte der geordnete und erfolgreiche Abzug von Truppen und Ausrüstung aus der Region Cherson. Es wurde in Drohnen und kleine mobile Einheiten investiert.

Militärische Neuorientierung

Man hat die Logistiklinien überarbeitet und die Reservedivisionen so umorganisiert, dass sie auf Notfälle reagieren können. Das Gros der Armee verschanzte sich und delegierte seine offensiven Fähigkeiten an Wagner-Kräfte, an Drohnenpiloten und Raketenwerfer gegen neuralgische ukrainische Ziele, als Gegenreaktion auf ukrainische Angriffe auf zivile russische Ziele – wie die Sabotage der Nord-Stream-Gaspipeline, der Anschlag auf die Krim-Brücke, die Bombardierung von Krankenhäusern, Schulen und Supermärkten im Donbass, wobei täglich Zivilisten getötet werden, worüber in unseren Medien nie berichtet wird.
  Russland hat die Strategie der Nato und der USA, wie sie Pentagonchef Lloyd Austin im Frühjahr ausgesprochen hat, zur Kenntnis genommen, nämlich das Land so lange zu schwächen, bis es nicht mehr aufstehen kann, und es versucht, diese Strategie zu seinen Gunsten zu wenden. Indem sich Russland konzentriert und seine Truppen schont, lässt es die Ukrainer und Nato-Söldner ihre Kräfte und ihr Material erschöpfen. Mehr als auf General Winter setzt die russische Armee nun auf die Generäle Zeit und Raum. Wie seinerzeit Suworow und Bagration ist man durch Schaden klug geworden und hat gelernt, dass Geduld besser ist als Kraft und Wut, wenn man auf Dauer siegen will.

Wirtschaft – der Westen hat sich völlig geirrt

Auch die Wirtschaft wurde sich nach der vom natürlichen Partner Europa erzwungenen Grenzschliessung sehr schnell bewusst, dass die gesamten Produktions- und Handelskreisläufe von Grund auf neu gestaltet werden müssen. In Europa hat man viel über die Oligarchen und ihre angebliche Opposition gegen Putin gespöttelt. Man hat sich völlig geirrt. Auch wenn die Oligarchen den Ausbruch der Feindseligkeiten bedauerten, verstanden sie schnell, dass die Beschlagnahmung ihres Eigentums und ihrer Bankguthaben in Europa und den USA – Jachten, Luxusresidenzen, Suiten in Courchevel und St. Moritz – und die gegen sie verhängten persönlichen Sanktionen sie zu Parias für den Westen machten und sie dazu verurteilt waren, alles zu verlieren, sollten sie auf die Idee kommen überzulaufen. Die Sanktionen und der Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-Zahlungssystem und den westlichen Bankbeziehungen hatten sogar eine positive Auswirkung auf die russische Wirtschaft, denn zum ersten Mal unterbanden sie die Kapitalflucht – etwa 100 Milliarden Dollar pro Jahr –, welche die Wirtschaft seit 30 Jahren ausblutete. Von nun an wird man sich zweimal überlegen müssen, ob man sein Geld bei einer Schweizer, europäischen oder amerikanischen Bank deponiert.
  Seit einigen Monaten versucht die russische Wirtschaft daher, sich an die neuen Umstände anzupassen. Die Vertriebskanäle für Öl, Gas, Mineralien, Weizen und Düngemittel werden reorganisiert in Richtung Asien, China, Indien, den Iran, Emirate und Saudi-Arabien (wegen der OPEC+ und der Bankenerleichterungen). Entsprechendes geschieht mit den Importkreisläufen. Es entstehen Parallelimporte, um die Industrie mit Ersatzteilen, Supraleitern und Chips zu versorgen und die Bevölkerung mit Haushaltsgeräten, Kleidung, Luxusgütern, Möbeln und anderen Gebrauchsgütern, welche die russische Wirtschaft nicht in grossen Mengen herstellen kann.
  Das Beispiel von Belarus, das an Sanktionen gewöhnt ist und trotz allem dank seines Gesundheitssystems und seiner pharmazeutischen Ressourcen die beste Leistung Europas im Umgang mit Covid verzeichnete, zeigt, dass die russische Industrie absolut in der Lage ist, diese Herausforderung anzunehmen, sofern sie ihre Investitionen auf die industrielle Umstellung ausrichtet und sich nicht länger träge auf die Einnahmen für Öl und Gas verlässt.
  In diese Richtung weisen auch die spektakulären Erfolge, die Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie, Luft- und Raumfahrtsektor sowie Rüstungsindustrie nach den 2014 gegen sie verhängten Sanktionen verzeichnen konnten. Diese Umstellung wird einige Jahre in Anspruch nehmen, und Experten rechnen mit zwei bis drei Jahren Schrumpfung und mageren Jahren, bevor das Wachstum wieder anzieht. Kein Grund zur Panik, zumal man auf unerschöpfliche und sehr billige Energieressourcen zurückgreifen kann, im Gegensatz zu Europa, das für seine Energieimporte einen hohen Preis zahlen muss.

Ächtung und Ungerechtigkeit hinterlassen bittere Spuren

Wie steht es um die Stimmung in der Bevölkerung? Wie passt sie sich an diese neue Situation an? Um es in einem Satz zusammenzufassen, würde ich sagen, dass sie sich trotz allem nicht entmutigen lässt. Man muss bedenken, dass die meisten Russen die Mass-nahmen, die im Westen gegen die russische Kultur und gegen sie selbst ergriffen wurden, sehr schlecht aufgenommen haben. Sie fühlten sich zutiefst gedemütigt durch die Zensur von Künstlern, Musikern, Sportlern und Wissenschaftlern, durch die Absage von akademischen Kolloquien, die abrupte Einstellung von Austauschprogrammen trotz langjähriger persönlicher Beziehungen, die Umschreibung der Geschichte hinsichtlich des russischen Beitrags zum Sieg über den Nationalsozialismus, die «Cancel Culture», ja, sogar die Zerstörung von Denkmälern, die nicht nur in der Ukraine, sondern auch in den baltischen Staaten und in Polen unternommen wurde. Wenn man 26 Millionen Tote im Kampf gegen den Nationalsozialismus gezählt hat, ist es unerträglich zu hören, die Landung in der Normandie (50 000 Tote) sei das grosse Ereignis des Zweiten Weltkriegs gewesen.
  Diese Ächtung und diese Ungerechtigkeiten haben bittere Spuren im lebendigen Gedächtnis der Russen hinterlassen, was durch die Schliessung der Grenzen und das de facto Verbot von Reisen in den Westen infolge der Einstellung von Direktflügen noch verschlimmert wurde. Sie können verstehen, dass Europa die bewaffnete Intervention in der Ukraine kritisiert, sehen aber nicht ein, warum das sich zivilisiert nennende Europa Tschaikowski, Tschechow, Dirigenten und die Bevölkerung im allgemeinen in einer in der Geschichte noch nie dagewesenen Verbannungsaktion angreift. Auch die Zensur sämtlicher russischer Medien in einem europäischen Raum, der sich rühmt, seine demokratischen «Werte» in der Ukraine zu verteidigen, wird als Doppelzüngigkeit wahrgenommen.
  Bei uns scheinen das alles Kleinigkeiten zu sein, die wir so schnell wie möglich wieder vergessen. Nicht aber für die Russen, die sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs endlich als Teil der grossen europäischen Familie fühlten. Diese Ablehnung Russlands und der Russen als Menschen seit Februar letzten Jahres wird schmerzhaft erlebt. Das Land, vor allem in den Städten, erfährt gerade schmerzlich, dass es um Europa trauern muss, weil Europa all dies auf Grund eines Krieges beschlossen hat, der zwar unglücklich und bedauerlich ist, aber dennoch nichts mit dem Ausmass an Verheerung zu tun hat, das die bewaffneten Aggressionen des Westens in Afghanistan und im Irak, in Syrien, in Libyen, im Jemen oder auch im Ostkongo (6 Millionen Opfer, die von den westlichen Medien völlig ignoriert werden) angerichtet haben. Diese Heuchelei wird sehr negativ empfunden.
  Die ersten Verwerfungen traten auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 und während des von Saakaschwili unvorsichtigerweise entfesselten Krieges in Georgien 2008 zu Tage. Dann folgten 2014 der Maidan-Putsch, der den demokratisch gewählten Präsidenten Janukowitsch stürzte, die Ächtung der russischsprachigen Bevölkerung im Donbass und die Sanktionswelle als Reaktion auf die Übernahme der Krim. Diese Differenzen waren jedoch politischer und geopolitischer Natur geblieben und hatten sich noch nicht in einen kulturellen, menschlichen und zivilisatorischen Krieg verwandelt. Nunmehr ist der Schnitt klar, tief und radikal.
  Bisher hatten die russischen Führungseliten beide Seiten zu verbinden versucht: Sie übernahmen vom Westen die Prinzipien des neoliberalen Kapitalismus, seinen Kult des materiellen Fortschritts und seine demokratischen Institutionen, während sie gleichzeitig die Idee eines unabhängigen, souveränen Russlands pflegten, das frei ist, seine eigenen – von der konservativen Tradition inspirierten – Werte zu entwickeln und seine Partner zu wählen. Der Krieg hat diesen doppelten Weg obsolet gemacht. Er zwingt zu klaren Entscheidungen.
  Das zunehmende Engagement der Nato hinter der Ukraine sowie die Äusserungen des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Poroschenko und der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die von François Hollande bestätigt wurden, zum Fakt, dass weder die Ukraine noch die Nato die Absicht hatten, die Minsker Vereinbarungen einzuhalten, und dass diese nur eine List waren, um der Ukraine Zeit zur Aufrüstung zu verschaffen, haben aus russischer Sicht jede Perspektive auf Verhandlungen unsicher gemacht, da klar wurde, dass weder das gegebene Wort noch die vom Westen unterzeichneten Verträge irgendeinen Wert haben.

Der Westen entfremdet sich der Kultur Russlands und des globalen Südens

Ausserdem hat sich der ideologische Graben zwischen Europa und Russland so vertieft, dass er fast unüberbrückbar geworden ist. Die Russen, ebenso wie der Rest der arabisch-muslimischen, asiatischen und afrikanischen Welt, verstehen die gesellschaftliche Entwicklung des Westens immer weniger. Der vom Westen propagierte Liberalismus erscheint immer mehr als eine Ausflucht, die ihm dazu dient, seine ständige Einmischung in die Angelegenheiten anderer zu verschleiern. Die auf Sex und Gender basierenden Identitäts-entgleisungen, der bis zum Rassismus gesteigerte Antirassismus, die Diktatur immer kleinerer und extremistischerer Minderheiten über die Mehrheit, der von der «Cancel Culture» aufgezwungene Geschichtsrevisionismus, die schon ab dem jüngsten Alter befürwortete Vermehrung der Geschlechter, der Wokismus und die Ablehnung der traditionellen humanistischen Kultur – all das ist der Kultur Russlands und des globalen Südens im allgemeinen zunehmend fremd geworden.
  Der veränderte Tonfall in Putins Reden seit dem letzten Sommer ist in dieser Hinsicht übrigens sehr aufschlussreich. Zum ersten Mal machte der russische Präsident direkte Anspielungen auf traditionelle Werte, kritisierte die westliche Mode von Geschlechtsumwandlungen, Leihmüttern, Elternteil 1 und Elternteil 2 als Bezeichnung für Vater und Mutter, setzte sich angesichts der bei uns beliebten transhumanistischen Versuchungen für eine Rückkehr zu traditionellen humanistischen Werten ein und plädierte für eine multipolare Welt, in der jedes Land und jede Kultur das gleiche Recht haben, ihre Werte zu bewahren, ohne befürchten zu müssen, bombardiert oder überfallen zu werden, weil ihre Entscheidungen dem Westen missfallen.
  Für die Mehrheit der Russen ist die Trennung ein Drama, denn sie beendet ihren Traum, als vollwertige Europäer anerkannt zu werden. Sie trauern schmerzlich um Europa, haben sich aber damit abgefunden, die Last zu tragen, wie schwer sie auch sein möge.  •

(Übersetzung Zeit-Fragen)



Guy Mettan ist Journalist und Abgeordneter im Grossen Rat des Kantons Genf, den er 2010 präsidierte. Er arbeitete für das «Journal de Genève», Le Temps stratégique, Bilan, «Le Nouveau Quotidien» und später als Direktor und Chefredaktor der «Tribune de Genève». Seit 2005 ist er Präsident der Union der Handelskammern Schweiz-Russland & GUS. Von 2006 bis 2014 war er Präsident des Genfer Roten Kreuzes und bis 2019 Mitglied des Rates des Schweizerischen Roten Kreuzes. 1996 gründete er den Swiss Presseclub, dessen Präsident und späterer Direktor er von 1998 bis 2019 war. Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter «Russland – Westen. Ein tausendjähriger Krieg», das in sieben Ländern, darunter China und die USA, veröffentlicht wurde.

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