Leserbrief

Ein hervorragendes Rüstzeug für weitere Diskussionen

von Prof. Dr. med. David Holzmann, Zürich

In unendlich zähen, mühseligen und letztendlich ärgerlich endenden Diskussionen mit Schulleitern und Behörden habe ich als Familienvater regelmässig auf Granit gebissen, wenn ich nach dem wissenschaftlichen Fundament der modernen Schulreformen gefragt habe. Als Wissenschaftler und in der Forschung tätiger Arzt habe ich die jeweiligen pädagogisch Verantwortlichen gefragt, wie weit die neuen Unterrichtsformen wie «Selbstentdeckendes Lernen» usw. tatsächlich wissenschaftlich geprüft wurden. Ich wollte von ihnen wissen, ob dadurch effektiv ein Gewinn für die heranwachsende Jugend herausschaut, und falls dies tatsächlich der Fall sei, wie dieser gemessen wurde. Entweder wurde ich verwiesen mit den Worten: «Ja, wissen Sie, das kommt von ganz oben», wobei nicht der Himmel, sondern die Bildungsdirektion gemeint war. Oder die Diskussion wurde schroff abgewürgt mit den Worten: «Herr Holzmann, ich diskutiere mit Ihnen nicht über Pädagogik.» Letzteres erinnerte mich an Bertold Brechts Bühnenstück «Leben des Galilei», wo die Inquisitoren nicht durch das Fernrohr schauen wollten, mit dem Hinweis, zentral sei die Frage, «ob solche Sterne überhaupt nötig seien». Wohltuend und erleichternd war und ist die sorgfältige Zusammenfassung der «Follow Through»-Studie von Peter Aebersold in Zeit-Fragen Ausgabe Nr. 3 vom 11. Februar 20201. Diese besticht durch ihre wissenschaftliche sorgfältige Methodik, da sie ein grosses Kollektiv von nahezu 10 000 Schülern betraf und eine Kontrollgruppe einschloss, sowie dadurch, dass die Nachhaltigkeit der Resultate ebenfalls nach Jahren verglichen wurde. Wenn nun aber trotz dieser vernichtenden Fakten an den neuen Lernmethoden von den Pädagogischen Hochschulen und Bildungsdirektionen festgehalten wird, dann verfügen wir nun über einen Nachweis, dass sich diese Institutionen einer Ideologie verschrieben haben und sich über die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse hinwegsetzen. Ich danke Peter Aebersold ganz herzlich für diesen Artikel. Diese Studie und insbesondere auch die auf den Punkt gebrachte Zusammenfassung geben mir ein hervorragendes Rüstzeug für weitere Diskussionen. 

1 Zusammenfassung der «Follow Through»-Studie von Peter Aebersold 

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